Kein Mordopfer, sondern ein prähistorischer Fund

Torfstecher finden bei Nienburg eine fast komplett erhaltene Moorleiche. Sogar ihre Haare sind konserviert

Ein Mitarbeiter der Torf- und Humuswerke Uchte fand Niedersachsens älteste Moorleiche. Er habe einen Teenager entdeckt, sagte gestern der Landesarchäologe Henning Haßmann. Das junge Mädchen habe seit mehr als 2.500 Jahren im Moor gelegen. Es handelt sich nach Haßmanns Angaben um den europaweit ersten Fund dieser Art seit mehr als 40 Jahren.

Beim Torf stechen hatte der Mitarbeiter vor einigen Wochen Knochen gefunden und die Polizei alarmiert. Die Beamten gingen zunächst von einem Verbrechen aus. Dann wurde aus dem Mordopfer ein prähistorischer Fund, aus den Knochen „eine sensationelle Entdeckung“, wie Haßmann erläuterte. Die Leiche des Mädchens ist nach seinen Angaben fast komplett. Sogar die Haare waren im Moor konserviert worden.

Es könnte die wichtigste Entdeckung in Niedersachsen seit dem Fund einer Moorleiche im Bourtanger Moor im Emsland sein. Dort war im November 1900 beim Torf stechen die Leiche eines erwachsenen Mannes gefunden worden. Da das Moorwasser seine Haare rot gefärbt hatte, wurde er „Roter Franz“ genannt. Er starb im 3. oder 4. Jahrhundert nach Christus.

In Deutschland sind bisher mehrere hundert Moorleichen gefunden worden. Eine der bekanntesten ist das „Mädchen von Windeby“. 1952 wurde im schleswig-holsteinischen Domlandsmoor bei Windeby die Leiche eines 13-jährigen Mädchens gefunden, die etwa 2.000 Jahre lang im Moor gelegen hatte. dpa