confettiparade
: Schönes deutsches Eishockey

Ein paar sommerliche Gedanken an Hans Zach und seinen Nachfolger Greg Poss

Keine Ahnung, warum einem gerade in diesen heißen und fußballbeladenen Tagen ausgerechnet der ehemalige Eishockeybundestrainer Hans Zach immer wieder mal kurz durch den Kopf schießt. Wobei es so ganz genau genommen nicht nur Zach ist, an den man bisweilen denken muss, sondern schon auch dessen Nachfolger Greg Poss. Irgendwie ist die Geschichte der beiden miteinander verwoben – und geht so: Zach, der knurrige Metzgermeister aus Bad Tölz, hatte viele Jahre ziemlich viel Erfolg mit den deutschen Kufencracks, die international ja nicht eben die ice-crème de la ice-crème darstellen. Doch Zach, der ob seiner Wutausbrüche bisweilen auch Alpenvulkan gerufen wird, hatte dieses Manko wettgemacht, indem er seinen Spielern ein System an die Hand gab, das zwar ziemlich defensiv und manchmal nicht sonderlich schön anzusehen war, aber eben für ihre Verhältnisse außergewöhnlich erfolgreich. Dreimal hat der alpenvulkanisierte Metzgermeister die deutschen Kufenflitzer ins Viertelfinale einer WM oder von Olympia geführt, was jedes Mal eine kleine Sensation darstellte.

Genug war das manchen Herren im Land dennoch nicht. Also mäkelten sie an Zach und seiner Spielweise herum. Zu wenig begeisternd, zu wenig schön, zu wenig offensiv – mit solchen Dingen kamen die Herren. Außerdem müsse, wer dreimal ins Viertelfinale gekommen ist, es irgendwann auch mal ins Halbfinale schaffen. Am Ende hatte Zach keine Lust mehr, sich all das dumme Geschwätz anzuhören – und warf den Bettel hin.

Womit Teil zwei der Geschichte beginnt – und mit ihr das Kapitel Poss. Greg Poss wurde nämlich Nachfolger von Zach – und für manchen mutete das an wie ein Kulturschock. Poss war nämlich nicht nur Nachfolger, sondern auch das Gegenteil seines Vorgängers: jung-dynamisch, smart, stets lächelnd – und, wie es sich für einen Amerikaner ziemt, positiv denkend bis zum Kotzen. Das Schönste aber war, dass Poss versprach, die deutsche Mannschaft supertolles, schönes, schnelles Eishockey spielen zu lassen, in etwa so wie es Russen und Kanadier und Schweden und Tschechen immer spielen. Und wer weiß, wenn auch die Deutschen so spielen würden, vielleicht würden sie dann tatsächlich mal ins Halbfinale einer WM kommen und später sogar ins Finale und … Poss entwarf da wirklich eine tolle Vision – und wenn es in irgendeinem unbedeutenden Testspiel mal nicht so klappte, dann war das nicht weiter schlimm. „Das Gute ist, dass wir einfache Fehler gemacht haben. Das lässt sich leicht korrigieren“, sagte Poss dann – und alles war wieder gut.

Doch dann kam die WM – und viel zu schreiben braucht man darüber nicht, nur das: Die deutsche Mannschaft verlor: 1:5 gegen die Schweiz, 0:2 gegen die Tschechen, 1:2 gegen Kasachstan, später auch noch 2:3 gegen Dänemark – und als die WM vorbei war, war Deutschland abgestiegen, weil Poss wohl irgendwie vergessen hatte, dass er gar nicht die Spieler hatte, um sein supertolles, schönes, schnelles Poss-Eishockey spielen zu lassen. Wofür es nur eines geben konnte: den Rauswurf.

Ja, an solche Dinge muss man denken in diesen heißen und fußballbeladenen Tagen. Keine Ahnung, warum dem so ist.

FRANK KETTERER