Abgebrannt und wieder aufgebaut

PROTEST Das Kieler Occupy-Camp ist am Pfingstwochenende von einem Feuer zerstört worden. Dank neuer Zelte wird die Aktion weitergehen. Die Bewohner beklagen langsame Polizeiarbeit

Die Occupyer irritiert, dass erst drei Tage nach dem Feuer Brandermittler kamen

Es gibt ein neues Hauptzelt, ein paar kleine Zelte zum Schlafen und einige Pavillons: Die Bewohner des am Wochenende zerstörten Occupy-Camps in Kiel wollen weitermachen – Spenden scheinen das zu ermöglichen.

Das Protestlager war am frühen Samstagmorgen aus bisher ungeklärter Ursache niedergebrannt. Sechs Menschen schliefen zu dem Zeitpunkt dort, keiner wurde verletzt. Die Bewohner vermuten eine Brandstiftung. Dazu passt in ihren Augen, dass es einige Stunden vor dem Brand Streit mit einem Mann gegeben habe. Der alkoholisierte Mann habe Drohungen ausgesprochen, berichten Aktivisten.

Für die Polizei ist der Fall noch nicht so klar: „Die Ermittlungen gehen in alle Richtungen“, sagt Harald Feddern von der Kieler Polizei. Noch sei die Brandursache nicht geklärt. Am Dienstag hätten die Brandermittler der Kriminalpolizei die Brandstelle untersucht und anschließend freigegeben. Danach sollen die Zeugen befragt werden. Von der Person, die von den Protestierenden verdächtigt wird, habe man nur die Personalien festgestellt.

Jacob Reichel ist einer der Protest-Camper am Kleinen Kiel. Er kritisiert die Ermittlungen der Polizei: Erst drei Tage nach dem Feuer seien Brandermittler aufgetaucht, Zeugen seien noch nicht befragt worden. „Das macht nicht den Eindruck, als ob die Polizei daran interessiert wären, das aufzuklären“, sagt Reichel.

Polizeisprecher Feddern weist das zurück. Man sei am Brandtag vor Ort gewesen und führe seit Dienstag die Ermittlungen fort. Der Ablauf sei ganz normal. Es brauche etwas Zeit, die auf Brände spezialisierten Ermittler zu aktivieren.

Im Kieler Occupy-Camp leben nach Angaben der Aktivisten in der Regel zwischen zehn und zwanzig Menschen. Es besteht seit Ende Oktober und befindet sich in Sichtweite zur Kieler Niederlassung der HSH Nordbank und vor einer Sparkasse. Die Bewohner protestieren gegen das bestehende Wirtschafts- und Finanzsystem.  DKU