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Wenn das Fluchtfahrzeug schon bereit steht

Bremen-Mitte

17.500 Ein­wohner*innen,

darunter auch die Bremer Stadtmusikanten. Umfasst den historischen Stadtkern und ist Pilgerort für Tourist*innen und Einkaufslustige.

Ich bin gerade dabei, zwei Kilo Pflaumen auf meinem Rad zu befestigen, als ein Mensch aus dem Supermarkt sprintet. Den vollen roten Einkaufskorb hat er noch in der Hand, als er auf sein Fahrrad springt und fast im gleichen Moment schon durch die Fußgängerzone abdüst. Den Korb hält er dabei in der ausgestreckten rechten Hand, während er mit der linken das Rad über die regennassen Steinplatten lenkt. Mein schlechtes Zeitmanagement hat mir auch schon öfter solche vollbepackten, jackenverschwitzten Radfahrten durch die Stadt beschert.

Kurz nach dem schnellen Radfahrer sprinten drei Personen in schwarzen Shirts aus dem Laden und ihm hinterher. Einer rennt sogar über 100 Meter die Fußgängerzone entlang. Ach so, der hat geklaut, denke ich. Na ja, der Laden ist bestimmt versichert. Mein Begleiter wendet sich an das aufgebrachte Personal: „Er konnte sich den Einkauf wahrscheinlich einfach nicht leisten.“ „Wir machen nur unseren Job“, kommt zurück.

Der Mitarbeiter, der seinen Job am allerbesten, aber trotzdem erfolglos gemacht hat, ist inzwischen zurück von seiner Verfolgungsjagd: „Ich rufe noch und niemand tut etwas. Den hätte ja auch mal jemand vom Fahrrad kicken können.“

Franziska Betz

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