wortwechsel
: Zwischen Cosco-Deal und Boris Palmer

Geht Bundesregierung mit China die nächste Abhängigkeit ein? Von ökologischer Blindheit ganz zu schweigen. Die Grünen sind gut beraten, Boris Palmer in der Partei zu halten

Ecken, Kanten und E-Scooter: Boris Palmer Foto: Ulmer/imago

Druckausgleich

„Kämpfen für den Frieden“,

taz vom 27. 10. 22

Ist Friede durch Kampf zu gewinnen? Angenommen ein charismatischer Führer bewegt die Massen klimageschädigter Völker gegen den „Westen“: eine Methode für den Frieden wäre Kampf. Hunderte Millionen Menschen würden zur Waffe für „intakte Lebensräume“ greifen. Evolutionär gesehen, wäre durch „Ausbluten“ intaktere Lebensräume erreichbar. Was hat das mit der Ukraine zu tun? Unsere summarischen geophysikalischen Transfer-Entscheidungen wandeln dahingehend das Ökosystem, dass die planetarischen Leistungsfähigkeit sinkt. Dadurch steigt der Evolutionsdruck; soziologisch kommt es zum Dichtestress, was bei Menschen irrationale Wut und Hass auslöst. Unter dem Evolutionsdruck wurden in der Ukrai­ne geopolitische Spannungen zwischen Russland und dem „Westen“ Wirklichkeit. Evolutionär gesehen, ist der Krieg nur ein Druckausgleich.

Matthias Losert, Waiblingen

Schmähungen

„Die Scheu vor dem F-Wort“,

taz vom 26. 10. 22

Georg Diez schreibt, dass faschistische Methoden zunehmend darin bestehen, Angst zu verbreiten und bestimmte Gruppen auszugrenzen. Dem stimme ich zu. Gleichwohl waren genau diese Mechanismen auch in Deutschland in der Coronazeit 2020/21 zu beobachten – beim Umgang mit Menschen, die sich nicht impfen lassen wollten. Höhepunkt war die Parole: „Tyrannei der Ungeimpften“. Mittlerweile ist es klar (und von Pfizer öffentlich erklärt), dass die Corona-Impfstoffe nicht dazu konzipiert wurden, die Ansteckung und Übertragung zu verhindern, sondern im Wesentlichen dem eigenen Schutz dienen. Hat sich mittlerweile in Deutschland jemand bei den nicht geimpften Menschen für die üblen Schmähungen und Ausgrenzungen entschuldigt? Mir ist es nicht bekannt.

Thomas Bernhard, Karlsruhe

Ökologische Blindheit

„Hamburg sieht bei Cosco das Geschäft“,

taz vom 26. 10. 22

Gernot Knödler macht deutlich, was Sache in Hamburg ist, erwähnt neben der politischen die menschengemachten Umweltsünden und -dummheiten, auch das Millionengrab des stetigen Abbaggerns, das der Verschlickung nicht Herr wird; warum wohl ist der Fluss dort aus dem Gleichgewicht, ihr norddeutschen Elbenutzer und Hamburger Pfeffersäcke? Je wärmer das hin und her schwappende Fließwasser zwischen Hamburg und Cuxhaven zu Kühlungszwecken der Industrie wird, desto stärker fallen die Schlick- und Sandpartikel aus, je kühler das Wasser, desto mehr trägt es diese Partikel bei Ebbe in das Elbeästuar und in die Wattgebiete – wenn ein Austausch durch Oberwasserzufluss, also von der Quelle her, stattfindet, das ist allerdings kaum mehr der Fall. Der Dreck in der Unterelbe kann so nicht weg, er setzt sich ab. Der Fluss versucht erfolglos, wieder ein Gleichgewicht herzustellen. Ernst-Friedrich Harmsen, Berlin

Cosco-Deal

„Ja zu Chinas Einstieg in Hamburg“,

taz vom 26. 10. 22

Warnungen werden einfach ignoriert, die Ampel macht gnadenlos alles mit, was irgendwann Deutschland auf die Füße fallen könnte, ja sogar fallen muss! Und das Allerschlimmste ist, dass sogar die Gegner des Hafen-Deals trotz dieser „feindlichen“ Übernahme im Bundestag mit „Ja“ zustimmen. Was haben wir uns da nur nach Berlin gewählt?

Klaus P. Jaworek, Büchenbach

Neue Abhängigkeiten

„Ja zu Chinas Einstieg in Hamburg“,

taz vom 26. 10. 22

China ist eine bedeutende Handelsmacht in der Welt und eine Beteiligung am Terminal im Hamburger Hafen ist mehr als nur eine Minderheitsbeteilung. Dass Olaf Scholz denselben Fehler begeht wie Angela Merkel, zeigt doch wieder einmal nur, Lernen aus Fehlern der Vergangenheit ist im Bundeskanzler-Amt noch nicht wirklich angekommen. China ist nicht Russland,übrigens Sanktionen sind deshalb wegen der Menschen­rechtsverletzungen gegen die Uiguren nicht vorgesehen. Eine verbotene ­Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas. Das ist die deutsche wertebasierte ­Außenpolitik, glaubwürdig ist das nicht. Basta, das ist bestellte Führungskompetenz.

Thomas Bartsch Hauschild, Hamburg

Gaspreisbremse

„Früherer Start gefordert“,

taz vom 23. 10. 22

Wenn ich die Planung richtig verstanden habe und in 2023 bis zu 80 Prozent meines Verbrauchs aus September 2022 als Maßstab angelegt werden soll, ist der ganze Plan völlig sinnlos. Um aktuell Gas zu sparen, habe ich mit meiner Gasheizungsanlage bisher noch gar nicht geheizt diesen Herbst. Da ist also gar kein Heizungsverbrauch zugrunde zu legen. Vorschläge von beispielsweise Verdi, pro Haushalt einen Gesamtverbrauch von so und so viel Kilowattstunden zugrunde zu legen, halte ich für wesentlich ­sinnvoller. Sowohl für eine sinnvolle Umverteilung für ärmere Haushalte als auch um diejenigen miteinzubeziehen, die bisher noch gar nicht heizen in diesem warmen Herbst. Nelo Locke, Berlin

Einseitig

„Alles hört auf Palmers Kommando“,

taz vom 26. 10. 22

Dass sich die taz auf Boris Palmer eingeschossen hat, ist seit Langem bekannt. Einseitige Positionen könnte man aber auch irgendwann wieder verlassen, einer objektiven und unabhängigen Berichterstattung zuliebe. Beispiele: „Bei den Grünen mitmischen“ – dort ist er seit Langem engagiert. „Will wieder Grüner werden“ – ist er bereits, mit ruhender Mitgliedschaft. „Alles hört auf Palmers Kommando“ – tendenziös. „Kartoffelbrei ins Rathaus geschüttet und sich auf dem OB-Sessel angeklebt“ ist auch bei verboten schlicht daneben, passt nicht. Auch der Rassismusvorwurf könnte als überholt gelten, fehlinterpretiert. Bitte den Stil auf ungefilterte Affekte überprüfen!

Cornelia Puk, Herrenberg

Gut aufgestellt

„Grüner wird er nicht“, taz vom 25. 10. 22

Boris Palmer ist ein Politiker mit Ecken und Kanten. Es gibt in Deutschland nur wenige Städte, die so gut aufgestellt sind wie die Stadt Tübingen. Das gilt auch für den Bereich der Integration und Unterbringung von Flüchtlingen. Die Grünen sind gut beraten, Palmer in der Partei zu behalten. Einen Rauswurf hätte schon eher die Militaristen und Waffenbefürworter Reinhard Bütikofer verdient.

Heinz Schönberger, Kempten

Nicht sozial gerecht

„Regieren im Schneckentempo“,

taz vom 24. 10. 22

Wie kann eine Energiepreisbremse sozial gerecht ausgestaltet werden? Das, was uns seitens der Regierung präsentiert wird, ist alles andere als sozial ausgewogen und wird die Umverteilung von unten nach oben weiter beschleunigen. Mit dem ­sogenannten Doppelwumms werden Übergewinne mittels Schulden erst ermöglicht, die dann umständlich – wenn überhaupt – wieder einkassiert werden sollen. Warum wird nicht die Regel geändert, dass der Strompreis sich an der teuersten Art der Erzeugung orientiert? Das würde den aktuellen Preis mehr als halbieren und keine zusätzlichen Staatsanleihen erfordern, deren Zinsen von allen ehrlichen Steuerzahlern bezahlt werden müssen, zugunsten derer, die sowieso schon mehr haben, als sie zum Leben brauchen. Superreiche, Banken, Pensionsfonds, Blackrock, arabische und chinesische Staatsfonds werden reicher, während der gesellschaftlichen Mitte die Verarmung droht.

Horst Willenbacher, Bad Wildungen