Stopp von Uran-Import gefordert

Umweltschützer protestieren gegen Uran-Lieferung aus Russland an die Brennelementefabrik in Lingen

Inmitten des russischen Krieges gegen die Ukraine hat Ende September ein Uran-Transport aus Russland die Brennelementefabrik in Lingen im Emsland erreicht. Das geht aus im Internet veröffentlichten Daten des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) hervor. Demnach wurde angereichertes Uranhexafluorid am 28. und 29. September nach Lingen transportiert.

Ein Sprecher der Behörde bestätigte die Lieferung auf Nachfrage, machte aber keine weiteren Angaben. Grundlage für den Transport waren Genehmigungen aus dem Jahr 2021. Für Kernbrennstoffe gibt es ebenso wie für Gas auf der EU-Ebene kein Einfuhrverbot aus Russland. Atomkraftgegner im Emsland hatten die Lieferungen Anfang September erwartet und einen Stopp der Uran-Lieferungen aus Russland gefordert.

Das Bündnis „Atomkraftgegner_innen im Emsland“ (Agiel) kritisierte am Donnerstag das Bundesumweltministerium scharf. „War die politisch unverantwortliche Wiederaufnahme der Urangeschäfte mit Russland zu brisant, um sie noch vor der Niedersachsen-Wahl und der AKW-Laufzeitverlängerung in Lingen bekanntzumachen?“, fragte Alexander Vent vom Bündnis Agiel.

Die Atomkraftgegner im Emsland und Münsterland verlangen eine Stilllegung der Urananlage in Lingen. Vor dem Transport Ende September war zuletzt am 18. Januar 2022 Uran aus Russland nach Lingen geliefert worden, also gut einen Monat vor Beginn des russischen Angriffs auf die ­Ukraine am 24. Februar.

An den Protesten am 12. September in Lingen hatte auch der russische Umweltschützer Wladimir Sliwjak von der Organisation „Ecodefense Russland“ teilgenommen. Er ist Träger des Alternativen Nobelpreises. „Die jetzigen Urantransporte von Russland nach Lingen sind ein sehr schlechtes Zeichen“, sagte Sliwjak am Donnerstag. „Sie belegen, dass sich Deutschland und Frankreich nicht von der Atompartnerschaft mit dem Kreml trennen wollen.“ Für diese freiwillige Abhängigkeit werde ihnen Präsident Putin eines Tages eine politische Rechnung servieren, meinte Sliwjak und forderte ein Ende der Atomgeschäfte mit Russland.

In Lingen werden seit mehr als 40 Jahren Brennelemente für die Atomstromerzeugung in Europa hergestellt. Die Fabrik gehört dem französischen Unternehmen Framatome. Sie beliefert Atomkraftwerke in Belgien, Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien, Spanien, Schweden und Finnland. (dpa)