Opfer falscher Nachrichten

Der Regierungschef von Katar beklagt vor der Fußball-WM eine beispiellose Kampagne gegen sein Land

Katars Staatsoberhaupt hat sich über das Ausmaß der Kritik an seinem Land vor der Fußball-Weltmeisterschaft beschwert. „Seitdem wir die Ehre haben, die Weltmeisterschaft auszurichten, ist Katar einer beispiellosen Kampagne ausgesetzt, die noch kein Gastgeberland jemals erlebt hat“, sagte Emir Tamim Bin Hamad Al Thani am Dienstag in der Hauptstadt Doha in einer im Fernsehen übertragenen Rede.

Der Golfstaat sei zunächst der Ansicht gewesen, „dass manche Kritik positiv und nützlich“ für die Weiterentwicklung des Landes sein könne. Inzwischen sei aber klar, dass die Kampagne ein solches Ausmaß angenommen habe, dass viele Menschen die wahren Gründe für die Kritik hinterfragen würden. Welche Gründe dies konkret seien, sagte der Emir nicht. Er prangerte auch die Verbreitung von Falschnachrichten und die Doppelmoral der Kritiker an, ohne dabei ins Detail zu gehen.

Der WM-Gastgeber steht regelmäßig wegen Menschenrechtsverstößen in der Kritik. DFB-Präsident Bernd Neuendorf reist Ende Oktober mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nach Katar. „Im Mittelpunkt der Reise stehen die Menschenrechtsfragen, die rund um das Turnier diskutiert werden, etwa der Schutz von queeren Menschen vor Diskriminierung und Verfolgung sowie die Verantwortung für Wanderarbeiter, die die WM-Stadien gebaut haben“, hatte eine Sprecherin der Bundesinnenministerin mitgeteilt. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hatte erst in einem am Montag veröffentlichten Bericht der Polizei in dem Golfstaat die Misshandlung von queeren Menschen zwischen 2019 und 2022 vorgeworfen. Vier Transgender-Frauen, eine bisexuelle Frau und ein homosexueller Mann seien in einem Gefängnis in Doha von Sicherheitskräften verbal belästigt und körperlich misshandelt worden. Ein Regierungsbeamter wies die Berichte am Dienstag als falsch zurück. (taz, dpa)