Auf in den Wahlkampf

Ohne Gegenstimme: Die Grünen nominieren Christian Ströbele als Direktkandidaten für den Bundestag

So muss sich ein Politiker auf dem Höhepunkt seiner Beliebtheit fühlen: Ohne Gegenstimme wurde Hans-Christian Ströbele, wie er sich selbst mit vollem Namen vorstellte, am Dienstagabend von den Mitgliedern der Grünen im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost zum Direktkandidaten für die Bundestagswahl gekürt, eine einzige der 38 abgegebenen Stimmen war ungültig.

Galt es vor der Bundestagswahl 2002 noch Parteimitglieder zu überzeugen, so stehen sie diesmal geschlossen hinter dem grünen Urgestein. „Christian verkörpert die Inhalte, für die er sich einsetzt. Auch wenn’s abgedroschen klingt: Er ist einfach authentisch“, sagte Inga Guddas, Grünen-Mitglied aus Friedrichshain.

Der 66-Jährige versteht sich als Interessenvertreter der Menschen in seinem Bezirk, wie er betonte. Ob bei Demonstrationen gegen Hartz IV oder der Räumung der Yorckstraße – der Rechtsanwalt will die Verbindung zu den sozialen Bewegungen halten. Dass er dort nicht immer auf Zuspruch stößt, ist ihm klar: Als Mitglied des Bundestages stehe er für das, was die Regierung macht. Doch auch wenn er Kompromisse eingegangen sei, die er sich Jahre zuvor nicht hätte vorstellen können, trete er mit gutem Gewissen wieder an, sagte Ströbele und fragte: „Ich möchte ganz direkt und unverblümt wissen: Wollt ihr, dass ich diese Politik fortsetze?“ Die gut 40 Anwesenden der Mitgliederversammlung wollten.

Mitte August soll Ströbeles Wahlkampf starten. Seine Gegenkandidatin der PDS im Wahlkreis ist die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Cornelia Reinauer (PDS). Wen die SPD gegen den einzigen jemals erfolgreichen Grünen-Direktkandidaten ins Rennen schickt, ist noch nicht entschieden. KATHI PREPPNER