berliner szenen
: Oma hat das richtige Equipment

Ich sitze auf einer Bank im Park und warte auf A., als sich auf dem Weg zwei junge Typen begegnen. Sie begrüßen sich mit aneinander gehaltenen Fäusten und einer klopfenden Umarmung.

„Na, was los, heizt du schon in deiner Bude?“, fragt der mit dem weißen Basecap. Der andere schüttelt den Kopf. Er hat bunte Sachen an und einen Schnauzer. „Alter, ich frier mir den Arsch ab“, sagt er. „Hab von meiner Oma so ’ne Daunendecke geholt.“ Der mit dem weißen Cap lacht dreckig. „Bist du nicht Veganer?“

„Egal, da hört der Spaß auf“, sagt der mit dem Schnauzer. „Ich konnte nachts nicht mehr schlafen, so freezy war mir. Hab schon L. angeschrieben, ob sie nicht mal wieder kommen will trotz Trennung.“ Der mit dem weißen Cap entsetzt: „Nee, oder. Alter, was geht? Die hängt doch jetzt mit T. ab.“

„Ach fuck“, der frierende Schnauzbart ist kurz still, dann sagt er: „Das wird ’n Scheißwinter nur mit der Decke.“

Da kommt A., wir begrüßen uns, gehen los, und ich frage: „Na, heizt du schon?“, und er sagt: „Du bist die Dritte heute, die das fragt. Ist wohl das neue ‚Wie gehts‘.“ Ich nicke und frage, ob ihm aufgefallen ist, dass es früher eher unangenehm war, wenn man sich in den Öffentlichen auf einen warmen Platz eines unbekannten Vorgängers gesetzt hat. „Jetzt nicht mehr“, stelle ich fest. „Es ist geradezu wohlig.“ A. erzählt, dass er mit zwei Kirschkernkissen schlafen geht und auch sein Hund in seinem Bett schlafen muss, obwohl das früher verboten war. „Der meint seitdem, er ist King“, brummelt A. „Neulich wollte er von meinem Teller essen. Bald will er meine Hosen anziehen.“ Bei mir zu Hause trinken wir Tee. Und als A. vom Klo kommt, ruft er: „Deine Klobrille ist so kalt, dass ich noch zum Stehpinkler werde, nur um mich nicht hinsetzen zu müssen.“ Ich winke ab: „Mach ich auch schon.“ Isobel Markus