Nicht furzegal

Mehr Tierschutz, mehr Umweltschutz – wär' schon kuhl Foto: Nikita Teryoshin

Sobald eine Kuh pupst oder rülpst, setzt sie Methan frei. Für das Rind mag das befreiend sein, für das Klima ist es schädlich. Denn in der Summe führen die Ausdünstungen tausender Tiere zu einem massiven Umweltproblem.

In Neuseeland, wo mehr Kühe als Menschen leben, soll nun ab 2025 eine Steuer auf Flatulenzen und Rülpser von Kühen erhoben werden, erklärte Premierministerin Jacinda Ardern am Dienstag. Als erstes Land der Welt will der Inselstaat eine solche Abgabe einführen.

Was erst mal wie ein schlechter – oder auch sehr gelungener – Witz klingt, war in Neuseeland schon im Jahr 2003 debattiert worden. Damals sind dahingehende Pläne am Widerstand der Agrarbranche gescheitert. Grob gesagt sieht der aktuelle Vorschlag des neuseeländischen Umweltministeriums nun vor, zu belohnen und zu bestrafen. So sollen Landwirte jährlich über ihre Emissionen berichten.

Geplant ist ein zentrales Register, in das jeder Landwirt seine Tierbestände eintragen könne. Je kleiner die berechneten Emissionen, desto geringer die zu leistende Abgabe. Wo aber viel gefurzt wird, wird es teuer. Alle Steuereinnahmen sollen den Bauern zu Zwecken der Forschung, zur Finanzierung neuer Technologien oder durch Steueranreize wieder zugutekommen. Damit werde die neuseeländische Agrarbranche auf einem zunehmend klimabewussten Markt Wettbewerbsvorteile bekommen, so die Hoffnung.

In Deutschland gibt es, auf die Fläche gerechnet, ähnlich viele Kühe wie in Neuseeland, 11 Millionen Tiere zählt man hierzulande. Die Landwirtschaft trägt auch bei uns maßgeblich zur Emission klimaschädlicher Gase bei – vor allem durch Methan-Emissionen aus der Tierhaltung. Rund 65 Prozent des gesamten Methanausstoßes (inklusive des Energiesektors) gehen auf das Konto der Landwirtschaft. Im vergangenen Jahr ließen sich rund 36 Millionen Tonnen CO2-äquivalente Treibhausgasemissionen allein auf die direkte Tierhaltung zurückführen – das sind 5 Prozent aller Emissionen in Deutschland.

Auf europäischer Ebene hat man das Problem bereits erkannt. 2020 wurde die Methanstrategie der EU auf den Weg gebracht. In Zusammenarbeit mit den USA sieht sie vor, „unsere Landwirtschaft schonender zu gestalten, indem wir diejenigen belohnen, die mit der Landschaft und den Nutztieren verantwortungsvoll umgehen.“ So richtig konkret wird die EU aber nicht.

Der neuseeländische Ansatz hat durchaus seine Berechtigung. Gäbe es weniger Nutztiere, würde auch das Tierwohl leichter umzusetzen sein. Tierschutzverbände machen immer wieder auf die unhaltbaren Zustände in der Mast aufmerksam.

Wir sollten uns ein Beispiel an Neuseeland nehmen. Eine Rülpssteuer sollte an alle beratungsresistenten Wurst­bro­tes­se­r*in­nen und Bil­lig­fleisch­käu­fe­r*in­nen direkt weitergegeben werden. Sean-Elias Ansa