Mehr Besucher im EL-DE-Haus

Erstmals vorgelegter Jahresbericht bescheinigt der NS-Gedenkstätte im ehemaligen Gestapohaus reges Interesse vor allem junger Leute und Defizite bei der Finanzierung

KÖLN taz ■ Da, wo in der Nazidikatur die Gestapo an die tausend Menschen hinrichtete, steht heute ein Müllcontainer. Und Dutzende Autofahrer nutzen den Hinterhof des EL-DE-Hauses als Parkplatz. Für Werner Jung, Direktor des Kölner NS-Dokumentationszentrums im EL-DE Haus, ist dieser Zustand seit Jahren ein Ärgernis. Positiver lesen sich dagegen andere Teile des Jahresberichts, der nun erstmals seit Gründung der städtischen Einrichtung vor 18 Jahren vorgelegt worden ist.

Die Einnahmen stiegen demnach 2004 um 64 Prozent auf 73.269,25 Euro gegenüber 2002, die Besucherzahlen um fast 35 Prozent von 25.700 auf 34.700. Dazu hätten zum einen die zahlreichen Sonderausstellungen etwa über die Edelweißpiraten beigetragen, zum anderen allein rund 100 Veranstaltungen in den letzten beiden Jahren mit Zeitzeugen, heißt es in dem Bericht. „Es ist ein sehr interessiertes Publikum“, hat Jung beobachtet. Als besonderer Erfolg hätten sich die regelmäßigen Führungen in türkischer Sprache erwiesen. Angedacht seien jetzt auch Führungen, die sich speziell an Aussiedler richten. Ein Mangel sei allerdings, dass ein Museumspädagoge fehle. Den will das Haus nun selber finanzieren. Dafür wird allerdings eine halbe Stelle im Sekretariat gestrichen.

Besonders stolz ist Jung auf zwei Auszeichnungen für sein Haus im Jahr 2004: auf den Andrea-Riccardi-Preis des christlichen Jugendmagazins „You news“ für die Informationsarbeit für Kinder und Jugendliche und auf den Verdienstorden der Republik Polen für die Mitarbeiterin Elisabeth Adamski. „Im bundesweiten Vergleich spielen wir in der 1. Bundesliga“, resümiert Jung und relativiert gleich: „Die finanzielle Ausstattung ist aber bestenfalls Kreisklasse.“

Die Sachmittelausstattung des Informations-, Lern- und Dokumentationszentrums befinde sich am „untersten Limit“. Ohne Ehrenamtliche müssten die Tätigkeiten erheblich eingeschränkt werden, dies gelte besonders für die Besuche ehemaliger Zwangsarbeiter. Im Rahmen des Haushaltssicherungskonzepts wurde eine halbe Stelle für die Dokumentation gestrichen. „Dadurch können wir die Zeugnisse nicht auswerten, die wir von Kölner Bürgern zum 60. Jahrestag des Kriegsendes bekommen haben“, bedauert er. Am Geld seien bisher auch die Verhandlungen mit dem Hausbesitzer über die Umgestaltung des Innenhofs gescheitert. „Dafür wären etwa 8.000 Euro jährlich nötig“, schätzt Jung. Der Kulturausschuss hat ihm schon Unterstützung versprochen, um diese „brutale Relativierung“ der NS-Verbrechen – so Ausschussvorsitzender Lothar Lemper (CDU) – in einen „würdevollen Umgang mit den Opfern“ umzuzwandeln. JÜRGEN SCHÖN