„Ian“ schaltet den Strom ab

Ein Hurrikan hat im Westen Kubas enorme Schäden hinterlassen

Der kubanische Katastrophen-schutz gilt als effizient

Von Knut Henkel

Mit Windböen von bis zu 208 Kilometern pro Stunde fegte Hurrikan „Ian“ am Dienstagmorgen über San Juan y Martínez. Der kleine Ort in der Provinz von Pinar del Río im Westen der Insel gilt als das Mekka der kubanischen Zigarrenproduktion.

Bekannte Bauern wie Hirochi Rabaina hat es besonders hart getroffen, wie von ihm gepostete Bilder belegen. „Totales Desaster“, postete ein anderer Tabakbauer aus dem Ort, in den Zigarrenfans sonst gerne pilgern, um Ernte und Verarbeitung der berühmten Tabakblätter zu beobachten.

Das ist erst einmal vorbei, denn die Schäden sind weitreichend und könnten auch den Export von Zigarren beeinträchtigen. Strom gibt es in der ganzen Region seit Montagabend nicht mehr. Der nationale Energieversorger Unión Electrica hat vorsorglich den Strom abgeschaltet, um die Bevölkerung vor zerrissenen, unter Spannung stehenden Leitungen zu schützen. Das hat im hurrikangeplagten Kuba Tradition, genauso wie die Evakuierung Tausender besonders gefährdeter Haushalte.

Das war auch diesmal nicht anders, denn der kubanische Katastrophenschutz gilt als effizient in der Region. Trotzdem starben zwei Menschen in ihren Häusern – erschlagen von Dachbalken, so melden offizielle Medien. Der Hurrikan „Ian“ trifft die Insel in einer desolaten ökonomischen Situation. Die Pandemie, das Ausbleiben der Touristen, aber auch das lange Zögern bei Reformen im Privat- und Agrarsektor der Insel haben eine verheerende Wirkung. Eine direkte Folge ist das marode Stromversorgungssystem der Insel. „Die Anlagen sind nach Jahren ohne oder mit nur rudimentärer Wartung, Reparaturstaus und fehlenden Investitionen in verheerendem Zustand – Stromausfälle sind die direkte Folge“, so der kubanische Ökonom Pavel Vidal. Ein Grund, weshalb am Dienstag zwischenzeitlich die ganze Insel ohne Strom war. Nach und nach wurde die Versorgung wieder aufgenommen – mit Ausnahme der Region Pinar del Río und Artemisa.

Dort traf „Ian“ Dienstagnacht gegen 3 Uhr morgens auf Land, sechs Stunden später verließ der Hurrikan der Kategorie 3 die Insel bei Puerto Esparanza wieder und nahm Kurs auf Florida – und an Stärke zu. Mittlerweile hat das nationale Hurrikanzentrum der USA „Ian“ auf die Kategorie 4 hochgestuft und somit als „extrem gefährlich“. Vor Sturmfluten und katastrophalen Winden wird gewarnt, Floridas Gouverneur Ron DeSantis hat vorsorglich den Notstand ausgerufen. Für 2,5 Millionen Menschen gelten Evakuierungsanweisungen. Doch nicht immer werden sie auch befolgt.