Hafenambulanz blutet aus

Das Herzstück des Gesundheitszentrums St. Pauli ist aus Kostengründen in seiner Existenz bedroht. Schon Ende des Monats muss die Hepatitis-Ambulanz schließen

„Wenn die Bahn eine Strecke schließen möchte, gestaltet sie den Fahrplan erst einmal so unattraktiv, dass die Strecke nur noch wenig genutzt wird. Dann kann sie schließlich mitteilen, die Strecke werde nicht mehr benötigt.“ Reinhard Laskowski vom Trägerverein Gesundheitszentrum erläutert das Problem, mit dem die Notfallambulanz im ehemaligen Hafenkrankenhaus zu kämpfen hat. Die Öffnungszeiten wurden bereits um ein Drittel beschnitten, ab dem 1. Juli müssen die Türen sonntags ganz geschlossen bleiben.

Den meist ehrenamtlich hier tätigen Medizinern bleibt keine andere Wahl. Sie bezahlen ihre Tätigkeit aus dem eigenen Budget. „Mittlerweile arbeiten nur noch etwa sechs der 12 Ärzte regelmäßig in der Ambulanz“, erklärt der Allgemeinmediziner Christian Lott. Als Weg aus der Krise sieht er nur die Anerkennung der Ambulanz als Notfalleinrichtung durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV). Diese aber sehe neben der Notfallpraxis in der Stresemannstraße keinen weiteren Bedarf. Auch sei die Hafenambulanz ihrer Ausrichtung nach keine Notfallambulanz sondern eine „Praxis mit erweiterter Sprechstunde,“ konstatiert KV-Sprecherin Barbara Heidenreich gegenüber der taz.

Für die Mitarbeiter im Gesundheitszentrum stellt sich die Sache anders dar: „Bei jährlich 25 Millionen Touristen in St. Pauli sprechen die Zahlen für den Erhalt der Ambulanz“ befindet Laskowski. Gut 100 Patienten mache das allein pro Wochenende. Und Stephan Hasenbein von der Bürgerinitiative „Ein Stadtteil steht auf“ sorgt sich um den Verlust der sozialen Komponente: Unbürokratische Hilfe für Mittellose war stets möglich und durch die Nähe zum „Cafée mit Herz“ ist für sozialen Austausch und Speisen gesorgt.

Bleibt das Ende im Fall der Hafenambulanz noch offen, muss Birgit Stoehr schon mit harten Fakten kämpfen. Sie gibt als Vorstand des benachbarten Hepatitis-Ambulanz e. V. dessen Schließung zum Ende des Monats bekannt: „Der Senat hat sich nicht von unserer Wirtschaftlichkeit überzeugen lassen.“ Seit der Gründung im Sommer letzten Jahres hätten hier gut 250 Patienten Rat und Unterstützung gefunden. Der Verein begleitet sie durch die einjährige Therapie und trägt zu deren Erfolg bei. Die benötigte Co-Finanzierung von 35.000 Euro durch die Stadt wäre schnell kompensiert, so Stoehr: Die Arbeit des Vereins wende Folgekosten in Millionenhöhe ab. Swantje Unterberg