: Wenn die Rüttelstreifen wirken
Ein Experiment soll auf der Bergmannstraße den Konflikt zwischen Rad- und Fußverkehr entschärfen
Von Claudius Prößer
„Oops, sorry!“ Na, immerhin: Bei Weitem nicht jede FußgängerIn, die den Radweg auf der Bergmannstraße überquert, bekommt eine Entschuldigung von denen zu hören, die ihr oder ihm auf dem Fahrrad rasant die Vorfahrt nehmen. Es geht, wohlgemerkt, um völlig legale Querungsversuche, auf einem von zwei Zebrastreifen über den „Zweirichtungsradweg“, der seit einem guten Jahr auf einem Teilstück der Kreuzberger Ausgehmeile verläuft. Der stete Strom an RadlerInnen, die hier von Ost nach West und zurückrollen, ist beachtlich. Kein Wunder, schließlich fährt es sich hier sehr angenehm: Das bezirkliche Konzept zur Verkehrsberuhigung hat schon den Großteil des Autoverkehrs verdrängt, gleichzeitig liegt hier kein Kopfsteinpflaster wie im restlichen Kiez.
Da aber, wo sich nun der nicht motorisierte Verkehr ballt, fehlt es oft an Rücksichtnahme. An das auf dem Radweg geltende Tempolimit von 10 Stundenkilometern hält sich niemand. Daran ändert auch nichts, dass das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg diese Geschwindigkeitsbeschränkung gerade zweitinstanzlich bestätigt hat, indem es die Beschwerde eines Radfahrers gegen einen Beschluss des Verwaltungsgerichts zurückwies.
Ob die Gefahrenlage nun real oder eher gefühlt ist – eine gewisse Unzufriedenheit macht sich bei den AnwohnerInnen breit, und auch das Bezirksamt hat Wind von der verbesserungswürdigen Situation bekommen. Erste Abhilfe könnte nun ein kleines Verkehrsexperiment schaffen, das ein TU-Student im Rahmen seiner Masterarbeit durchführt und von der Senatsverwaltung für Mobilität mit 15.000 Euro finanziert wird.
Um zu ermitteln, wie sich die Querungskonflikte am besten reduzieren lassen, werden RadfahrerInnen bei der Annäherung an die Zebrastreifen derzeit mit den folgenden Elementen konfrontiert: 1. Querstreifen, erst schmal, dann breiter, 2. ein Fußgängerpiktogramm, 3. gelb blinkende Bodenlichter und 4. erhabene Riffel bzw. „Rüttelstreifen“. Im November werden laut Bezirksamt vergleichende Zählungen des Nachwuchsforschers vorliegen und Aufschluss über den jeweiligen „Anhaltewillen“ geben. Das Ganze soll auch dem größeren Ganzen dienen, indem die „Erkenntnisse in die Überlegungen zu Standards für Fußgängerüberwege über Radverkehrsanlagen einfließen“, so das Bezirksamt. Exakte Geschwindigkeitsmessungen sind im Rahmen des Versuchs übrigens genausowenig geplant wie eine Anpassung des ignorierten 10-km/h-Limits: „Die Missachtung der Regelung kann nicht Anlass für eine Änderung der Anordnung sein“, teilte eine Sprecherin der taz mit.
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