wortwechsel
: Karussell der Sanktionen – wer schadet wem?

Wirtschaftskrieg gegen Russland? Sahra Wagenknecht nennt die Koalition im Bundestag „die dümmste Regierung Europas“. Reine Provokation? Applaus von der falschen Seite?

Regierungsbank fest im Blick: Kritik an der deutschen Sanktionspolitik gegen Russland in der Energiekrise. Sahra Wagenknecht im Bundestag – für Die Linke Foto: Christian Spicker/imago

„Eine zerrüttete Ehe“, taz vom 17. 9. 22

Nur eine Ideologin?

Frau Wagenknecht ist einer der klügsten Köpfe im Bundestag. Was sie sagt, hat Hand und Fuß. Sie ist keine Ideologin wie die meisten Grünen. Ich bin bei der FDP und finde, dass fast alles, was Frau Wagenknecht anspricht, eindeutig stimmt. Ich bin auch dafür, vernünftige Beziehungen zu Russland aufzubauen. Diese Sanktionen, welche von der EU ausgehen, schaden uns mehr als Russland. China wird dafür sorgen, dass Russland genug Möglichkeiten hat, die Sanktionen zu umgehen. Chantal Duvall, Berlin

Ich kann das Gezeter um die Kontroversen innerhalb der Linkspartei nicht nachvollziehen. Sie sind halt keine Kader-Partei. Das ist doch gut für die politische Hygiene, oder? Wenn einige Mitglieder darüber enttäuscht sind, dass sie „ihre“ Linientreue nicht durchsetzen können, und austreten – bitte schön. Der Linken jedoch programmatische Übereinstimmung mit der AfD anzudichten, grenzt an die bewusste Verbreitung von Fake News. Rolf Oesterlein, Nieder-Olm

„Der Letzte macht das Licht aus“,

taz vom 14. 9. 22

„Nationalismus“?

Sie bedauern, dass Ulrich Schneider, der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, die Linkspartei verlassen hat, und schreiben: „Anlass für Schneiders Austritt ist der unsägliche Auftritt von Sahra Wagenknecht im Bundestag, bei dem sie in einer von Nationalismus triefenden Rede behauptet hatte, die Bundesregierung habe einen Wirtschaftskrieg gegen Russland ‚vom Zaun‘ gebrochen.“ Beucker wirft dem „Wagenknecht-Lager“ einen „deutsch-nationalen und gesellschaftspolitisch konservativen Kurs“ vor und gipfelt in dem Vorwurf, „Wagenknecht & Co“ würden einen „rechtsoffenen Populismus“ betreiben. Ich habe mir Wagenknechts Rede noch mal angehört, ich finde, sie trifft den Nagel auf den Kopf. Walter Ruffler, Bremen

Das Schönreden

Ich bin der Meinung, dass das Bewusstsein der Informierten doch eher auf die medienwirksamen „unbequemen“ Auftritte von Frau Wagenknecht zurückzuführen ist. Nein, eine Energiekrise ist kein innerparteiliches Problem, höchstens die Art des Schönredens und der Ignoranz durch die wohl versorgten Partei-Oberen. Die Linke hätte sich fast dadurch profilieren können, dass es bei dieser Partei noch eine unverkrampfte, nicht von den Meinungsführern in der Parteispitze bestimmte Diskussion gibt.

Claus-Dieter Dudel, Rüsselsheim

Bald eine neue Linke?

Ihre Berichterstattung über die Bundestagsrede von Sahra Wagenknecht offenbart, warum die Linke weit unter 5 Prozent liegt. Die populistische Art und Weise Ihrer Berichterstattung belegt den Untergang der Linken. Machen Sie weiter so, und die Linke wird über kurz oder lang von der Bildfläche verschwinden. Sahra Wagenknecht aber wird bleiben. Hoffentlich mit einer neuen Linken.

Name ist der Redaktion bekannt

Wem verpflichtet?

Alle dürfen vom Wirtschaftskrieg sprechen, nur Frau Wagenknecht nicht? Wem sind denn nun gewählte Volksvertreter eigentlich letztlich verpflichtet? Sie ödet uns langsam an, die gekünstelte Aufregung über Frau Wagenknechts Ansichten. Christoph Meinhardt, Bruckberg

Und taz.de schreibt …

„Nach verstörender Wagenknecht-Rede: „Wir sind es leid“. Linke-Landespolitikerinnen fordern, Wagenknecht aus der Bundestagsfraktion auszuschließen“,

taz vom 10. 9. 22

Reines „Lagerdenken“?

In Wagenknechts Rede heißt es: „Ja, natürlich ist der Krieg in der Ukraine ein Verbrechen. Aber die Vorstellung, dass wir Putin dadurch bestrafen, dass wir Millionen Familien in Deutschland in die Armut stürzen und dass wir unsere Industrie zerstören, während Gazprom Rekordgewinne macht – ja, wie bescheuert ist das denn?“ (Beifall bei der Linken und der AfD.) Die Kritik entzündet sich im Wesentlichen nicht am Gesagten, sondern daran, wer dem zustimmt? Statt Sachlichkeit Lagerdenken, so geht Politik! Mustardmaster

Nun hat Sahra Wagenknecht immer wieder, auch in besagter Rede, von einem „verbrecherischen Angriffskrieg“ gesprochen; wieso sie sich also in Ihren Augen mit Kriegsverbrechern identifiziert oder „Putinistin“ ist, bleibt mir ein Rätsel. Mich erstaunt der am tatsächlich Gesagten gar nicht mehr interessierte Hass, den sie auf sich zieht, immer wieder – ehrlich gesagt, finde ich ihn auch beängstigend. O.F.

Das Bedenkliche und schwer Erträgliche bei Wagenknecht ist, dass sie immer wieder hochgradig berechtigte Forderungen und Analysen verbindet mit hochgradig problematischen und in Teilen rechtspopulistischen Positionen, wofür sie seit Jahren auch bereits Applaus von der AfD erhält. Guido F. Gebauer

Auch Wirtschaftsminister Habeck hat von einem Wirtschaftskrieg gesprochen – und zwar bereits am 30. 3. 22 in den ZDF Nachrichten: „Wir sind Wirtschaftskriegspartei.“ Und die Frage drängt sich auf: Wann und wo haben Wirtschaftssanktionen jemals einen militärischen Konflikt beendet? Littleredrooster

Ich nehme im taz-Forum bezüglich Frau Wagenknecht viel Dämonisierung und moralischen Rigorismus, vereinzelt aber auch unkritische Heroisierung und Lobhudelei wahr … und ich würde stattdessen viel lieber über Inhalte sprechen.

AbdurchdieMitte

Wie Sie sehen, kann die taz mehr Meinungsfreiheit aushalten, als Sie ihr unterstellen – und das ist auch gut so. Sonntagssegler