leserInnenbriefe
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Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leser:innenbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Kontrolle und Macht

„Die Schulpolitik ist in Hamburg einfach abgeschafft“,

taz nord vom 16. 9. 22

Demokratie braucht das Engagement der Demokraten. Diese Binsenweisheit ignoriert der erratisch und autoritär regierende Rabe im Hamburger Schulsystem seit langem. Er klebt an der Schulleistungsmessung, die den Bürokraten der Schulbehörde mit immer wiederkehrenden abstrusen Vorschriften eine Daseinsberechtigung gibt. Statt auf Demokratie und Vertrauenskultur setzt Rabe auf Kontrolle und Macht. Unvorstellbar, dass es in Hamburg einen pragmatischen SPD-Bildungsreformer geben könnte, der beginnt, das Hamburger Schulsystem nach dem Vorbild von Dänemark zu reformieren.

Lindenberg auf taz.de

Auswertung gibt’s schon

„Der Volksbank-Bot durchleuchtet dein Leben“,

taz nord vom 14. 9. 22

Eine Auswertung der Transaktionsdaten wird faktisch schon seit Jahren getestet und einem im Kundenportal als „Finanzmanager“ angeboten – zumindest bei meiner VR-Bank.

Und ich war zeitweise gezwungen, den Finanzmanager teilweise zu aktivieren, um in der Buchungshistorie weiter zurückschauen zu können. Mir war das Tool sofort unangenehm. Jetzt weiß ich auch, warum.

Sonntagssegler auf taz.de

Hamburg blamiert sich

„‚Die Straßenbahn fehlt hier einfach im Mix‘“,

taz nord vom 9. 9. 22

Die Analyse von Jens Ode führt noch nicht weit genug, auch wenn es richtig erscheint, dass sich eine Metropole wie Hamburg mit ihrer vor allem bockig-ideologisch begründeten Ablehnung einer modernen Straßenbahn als glaubwürdiger Akteur bei der Mobilitätswende eher blamiert. Schließlich würde eine Renaissance dieses sowohl in ökonomischer als auch ökologischer Hinsicht sehr effizienten Verkehrsträgers insbesondere als Alternative für den durch die S-Bahn leidgeprüften Hamburger Süden einen Sinn ergeben, um diesen besser und zuverlässiger an die City anzubinden. Deshalb sollte das Konzept in jedem Fall schon zu Beginn eine Strecke Richtung Wilhelmsburg und Harburg beinhalten, zumal diese Quartiere ohnehin schon leider vom rot-grünen Senat ziemlich benachteiligt werden, wenn es um die Umsetzung von neuen Ideen geht, die nicht selten nur in der nördlichen Stadthälfte stattfinden! Rasmus Ph. Helt, Hamburg

Vorher war auch schlimm

„Schlechter als die Deutsche Bahn“,

taz nord vom 6. 9. 22

Sicher kann man den derzeitigen Zustand bei Transdev kritisieren – da läuft vieles falsch und holprig. Aber schlimmer als die Deutsche Bahn? Da würde ich vehement widersprechen. Ich bin beruflich mit der S-Bahn Hannover unterwegs gewesen. Fuhr man morgens zur Arbeit, gab es oft Verspätungen. Immer wieder standen S-Bahnen vor dem Hauptbahnhof Hannover und konnten nicht einfahren, mal wegen einer Signal- oder Weichenstörung, oft war aber der Bahnsteig überbelegt. Nach zwei Jahren voller Chaos bin ich auf Auto und Motorrad umgestiegen.

Agoptron auf taz.de

Klassisches Eigentor

„Mäzen mit zu vielen Makeln“, taz nord vom 2. 9. 22

Die Kühne-Stiftung schießt mit ihrer Reaktion auf den Eklat beim Harbour Front Literaturfestival ein klassisches Eigentor, auch wenn es sinnvoll erscheint, den bisherigen Autorenpreis vorerst so nicht mehr zu vergeben. Schließlich gibt es nur eine richtige Lehre aus der äußerst respektablen Entscheidung von Sven Pfizenmaier, und zwar jene, sich selbst dafür stark zu machen, dass Kühne+Nagel endlich seine NS-Vergangenheit schonungslos aufarbeitet.

Deshalb bedarf es hier in jedem Fall hausintern an mehr Mut, wobei zum Beispiel die Alfred Landecker Foundation der Unternehmerfamilie Reimann ein Vorbild sein könnte, die sich zwar sehr spät, aber dann doch für einen redlichen Umgang mit der eigenen Verantwortung entschieden hat!

Rasmus Ph. Helt, Hamburg