Aus deutschen Landen: Araber für Araber

Ein bayerischer Züchter schickt sündteure Pferde in die Wüste – zu den Scheichs, die für einen guten Gaul alles geben

Das Gestüt an der Grenze von Schwaben nach Mittelfranken heißt „Khamal el Assuad“

Es sind mitunter die abwegigen Geschäftsideen, die die Kassen klingeln lassen. Eine dieser Ideen setzt seit Jahren nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit ganz erfolgreich ein Landwirt und Pferdezüchter aus dem mittelfränkischen Döckingen, am Rande des Nördlinger Ries, ein. Nachdem in Deutschland, Österreich und Italien – den bisherigen Hauptabnehmern für edle Araberhengste – immer weniger Geld für die teuren Reitpferde ausgegeben wird, hat Otto Schmidt sich mehr und mehr auf den arabischen Raum konzentriert.

Sein Gestüt an der Grenze von Schwaben nach Mittelfranken heißt „Khamal el Assuad“, das bedeutet „Karl der Schwarze“. Arabische Gäste sind hier hochwillkommen. Als vor kurzem der international tätige Kaufmann Joseph El Helou die wertvollen Pferde in Augenschein nimmt, da hat er einen guten Grund dafür. Einer der einflussreichen Scheichs aus Dubai hat ihn geschickt. Der Mann heißt Scheich Mohammed Al Mazroui. Die Nachfrage nach Araberhengsten und -stuten aus deutscher Züchtung in Vereinigten Arabischen Emiraten sei sehr groß, erklärt El Helou und meint weiter: „Schade, dass der Scheich heute zur Besichtigung nicht mitkommen konnte, denn er hat auf seiner Farm über 1.000 Pferde, aber er kommt garantiert noch.“

Der arabische Kaufmann schaut sich die Hengste und Stuten genau an. Ein Pferd nach dem anderen wird auf die Koppel gelassen, Hengste, Stuten und vor allem die Fohlen springen kraftvoll und energiegeladen über den Sand; reine Vollbluttiere sind das, erklärt stolz Züchter Otto Schmidt. „Seit 20 Jahren haben wir eine Araber-Vollblut-Zucht. Das sind ursprüngliche Pferde, die vor 200 Jahren aus der Wüste importiert wurden. Die Qualität muss stimmen, und da muss ich sagen, können wir in Deutschland recht gut mithalten. Es sind die letzten Jahre sehr viele gute Pferde nach Katar, Kuwait und in die Emirate gegangen.“

Das Gestüt „Khamal el Assuad“ hat sich einen guten Namen gemacht, wenngleich es in Deutschland noch zahlreiche weitere Züchter von Araberpferden gibt. Dass in Kürze ein einflussreicher Scheich aus Dubai die Tiere anschauen will und wohl kräftig einkaufen wird, das ist allerdings nicht selbstverständlich. Als dann der Züchter seine Gäste in eine abgetrennte Stallung führt und ihnen den Paradehengst „Mayor“ vorstellt, wird auch Nicht-Pferde-Experten schnell klar, was das Interesse der Scheichs so massiv geweckt hat. Mayor ist der Siegerhengst der „Körung 10/2004“, ein bei der jährlichen Einstufung goldprämiertes Prachtstück von Hengst, Weltchampion von Paris. Allein die Decktaxe wird mit 1.500 Euro angesetzt.

Sehr zurückhaltend werden Otto Schmidt und auch Joseph El Helou, wenn man sie nach weiteren Namen prominenter Kunden fragt. Da wird Diskretion ganz groß geschrieben. Einzig der Scheich Mohammed Al Mazroui wird genannt, denn sein Besuch wird sich – allein schon wegen der Bodyguards und des immensen Sicherheitsaufwands – kaum geheim halten lassen.KLAUS WITTMANN