Hoffnung für Schlecker-Frauen

PLEITE Gekündigte Mitarbeiterinnen hätten Chancen auf dem Arbeitsmarkt, sagt der Handelsverband. Grüne fordern schnelle Hilfen der Arbeitsagentur

Viele Mitarbeiter hätten sehr selbstständig gearbeitet – ein Vorteil auf dem Arbeitsmarkt

Der Handelsverband Berlin-Brandenburg sieht für gekündigte Mitarbeiter der pleitegegangenen Drogeriekette Schlecker gute Chancen, in der Region einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Einzelhandelskaufleute und Verkäufer seien bei den Mitgliedsunternehmen sehr gefragt, sowohl in Berlin als auch in Brandenburg, sagte Hauptgeschäftsführer Nils Busch-Petersen am Samstag. Viele Discounter in Berlin expandierten noch, auch Bäckereien suchten Mitarbeiter. „Der Schwerpunkt liegt auf einem Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen Teilzeit- und Vollzeitstellen in den letzten Jahren.“

Am Freitag hatte der Gläubigerausschuss die Zerschlagung des Unternehmens Schlecker beschlossen. In Berlin waren bis zur Insolvenz der Drogeriekette im März rund 750 Menschen beschäftigt. Rund die Hälfte ist bereits damals entlassen worden. Die restlichen Mitarbeiterinnen bekommen voraussichtlich in den nächsten Wochen ihre Kündigung.

„Wer Einzelhandelskaufmann gelernt hat, kann ja grundsätzlich überall eingesetzt werden“, sagte Busch-Petersen. Sicherlich müssten die Schlecker-Angestellten, die „10, 15, 20 Jahre mit einem Kassensystem und einem Warensortiment gearbeitet haben“, geschult werden. Das könnten die Unternehmen aber selbst tun. Der Vorteil, den die überwiegend weiblichen Schlecker-Angestellten mitbrächten, sei, dass sie in ihren Filialen sehr selbstständig gearbeitet hätten.

Die meisten offenen Stellen seien sicherlich in Ballungsgebieten ausgeschrieben. Auf dem Land werde es für Schlecker-Beschäftigte schwieriger, weil es dort weniger Läden gebe, meinte Busch-Petersen.

Die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus fordert von der Bundesagentur für Arbeit rasche und konkrete Hilfen für die Schlecker-Frauen. Was die von der Insolvenz Betroffenen jetzt keinesfalls bräuchten, sei eine „neue Diskussion um Transfergesellschaften“, sagte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion, Sabine Bangert, am Sonntag. Die Frauen benötigten vielmehr konkrete Hilfen, um möglichst rasch „neue und vor allem gute Arbeit zu finden“.

Die Bundesagentur für Arbeit müsse dafür Coaching und passgenaue Vermittlung anbieten. Die Grünen-Politikerin erinnerte daran, dass die Schlecker-Beschäftigten in den vergangenen Monaten auch durch Gehaltsverzicht für den Erhalt des Unternehmens und ihrer Arbeitsplätze gekämpft hätten. Das verdiene Respekt. (dpa, dapd, taz)

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