Positive Bilanz: Millionen nutzten 9-Euro-Ticket

Vor dem Ende der Aktion zieht das Bundesumweltamt erste Lehren – und fordert ein Nachfolgemodell

Demonstrationen für eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets haben am Wochenende zwar nicht die erhofften Teilnehmerzahlen angezogen. Dem Aufruf mehrerer Umweltgruppen und Parteien zu einem bundesweiten Aktionstag folgten in Mainz gerade einmal knapp 150 Menschen, in Stuttgart und einigen anderen Städten waren es jeweils nur einige Dutzend. Und doch bleiben die Forderungen nach einem Nachfolgemodell des 9-Euro-Tickets, das zum 1. September ausläuft, laut.

„Ein attraktives, deutschlandweit gültiges Nachfolgeangebot zum 9-Euro-Ticket könnte der Türöffner sein, dass die öffentlichen Verkehrsmittel nach und nach als eine attraktive Alternative zum Auto erkannt werden“, sagte der Präsident des Umweltbundesamts, Dirk Messner. Ein solcher Türöffner sei nicht zuletzt mit Blick auf Klimaziele dringend nötig. Zugleich müsse aber in den Ausbau und die Qualitätsverbesserung des öffentlichen Verkehrs investiert werden. Messner: „Die Leute steigen um, wenn es einfach ist, wenn es günstig ist und wenn es flexibel genutzt werden kann.“

Wie eine Yougov-Umfrage ergab, nutzten 31 Prozent der befragten Erwachsenen die Aktionsfahrkarte häufig auf Strecken, die sie sonst im Auto zurückgelegt hätten. Weitere 18 Prozent gaben an, sogar immer das Auto durch den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) ersetzt zu haben. Auch die Deutsche Bahn sprach von einer guten Nutzung. Vor allem touristische Ziele standen im Fokus, der Betrieb laufe aber unauffällig. Während der drei Monate seien mehr Fahrgäste im Regionalverkehr unterwegs gewesen als vor Corona. „Jeder fünfte 9-Euro-Ticket-Nutzer hat die öffentlichen Verkehrsmittel neu für sich entdeckt“, sagte Vorstandsmitglied Evelyn Palla. Die Deutsche Bahn hat nach eigenen Angaben 26 Millionen verkauft. Branchenweit waren es nach Angaben des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen bis Anfang August insgesamt rund 38 Millionen. Die Verkehrsunternehmen wollen am Montag gemeinsam eine Bilanz der dreimonatigen Rabattaktion ziehen.

Die Bundesländer haben vom Bund bereits einen Vorschlag für eine Nachfolgeregelung und mehr Geld für Busse und Bahnen gefordert. Ein 9-Euro-Ticket sei dauerhaft aber kaum finanzierbar, gibt Messner zu bedenken. „Ein deutschlandweites 49-Euro-Ticket oder ein 69-Euro-Ticket wäre aber sinnvoll und mit dem Abbau umweltschädlicher Subventionen im Verkehr finanzierbar.“ Die Zahlungsbereitschaft der Nutzer ist unterschiedlich groß. 31 Prozent entschieden sich in der Yougov-Umfrage für die Antwortmöglichkeit 29 Euro pro Monat. 23 Prozent hätten lieber wieder ein 9-Euro-Ticket. Die ebenfalls diskutierten Monatspreise von 49 Euro und 69 Euro finden deutlich weniger Anklang. (flee, dpa)