Jazz und Dämonen

„Schritte in die Zukunft“ setzte der Ballettnachwuchs zum Auftakt der 31. Hamburger Ballett-Tage in grundverschiedene Richtungen. Zwei Gäste, der Brite Christopher Wheeldon und der gebürtige Wuppertaler Marco Goecke, trafen auf Jirí Bubenícek und Yukichi Hattori, beide Tänzer beim Hamburg Ballett.

Drei Uraufführungen und eine Deutschlandpremiere bewiesen einerseits die innovative Dehnbarkeit des Genres und zeigten andererseits, dass Impulse der Erneuerung zuweilen dicht unter der Oberfläche schlummern. Und wenn Christopher Wheeldon als aufgehender Stern am neoklassischen Balletthimmel gilt, dann verkörpert Marco Goecke den Dämon, der aus dem Untergrund heraus der Ballettkunst einen Stoß versetzt. Chet Baker gab Deutschlands eigenwilligen Jungchoreographen für sein Männerballett „Beautiful Freak“ die Inspiration. Das Ringen des Jazzsängers um künstlerische Selbstverwirklichung und gegen die Drogensucht überträgt Goecke in Soli und Gruppenbildern auf zwölf Tänzer. Es gelingt ihm, seinen Tanz mit Jazz zu infiltrieren und seine eigene Rebellion gegen alle Konventionen zu manifestieren.

Christopher Wheeldons Hommage an George Balanchine, Polyphonia, zu Klavierstücken von György Ligeti kommt dagegen einer Verbeugung vor der Tradition gleich. In einer Zeitreise in die 60er präsentiert er den Typ der Lady-Ballerina. Wheeldons Pas de deux stellt Jirí Bubenícek in Unerreichbare Orte ein dramatisch poetisches Liebesduett gegenüber. Der 23-jährige Yukichi Hattori hat mit dem Einsatz von 70 Tänzern Großes gewagt und in Ansätzen gewonnen.

Marga Wolff

nächste Vorstellung: 2.7., 19.30 Uhr, Staatsoper