Tarif maßschneidern

Gewerkschaft ver.di und Krankenhausgesellschaft uneins über künftiges Lohnmodell für Hamburgs Krankenhäuser

Im Vorfeld der Verhandlungen über ein künftiges Lohnmodell für Klinik-Beschäftigte ist ein offener Streit zwischen der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft (HKG) und der Gewerkschaft ver.di entbrannt. „Auch ver.di muss die Realitäten in den Krankenhäusern anerkennen“, forderte gestern HKG-Geschäftsführer Jürgen Abshoff.

Die Kliniken seien unterfinanziert, ein spezieller Tarifvertrag für ihre Beschäftigten sei nötig, um Entlassungen zu verhindern. Hamburgs ver.di-Chef Wolfgang Rose hingegen pocht darauf, den auf Bundesebene ausgehandelten Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst auch in Hamburgs Krankenhäusern anzuwenden.

Am 29. Juni soll über dieses Thema verhandelt werden. Doch nachdem der neue Mehrheitseigner des Landesbetriebes Krankenhäuser (LBK), die Asklepios GmbH, bereits den Ausstieg aus der Tarifbindung und eigene Haustarife angekündigt hatte, ist auch der Dachverband HKG mit der Forderung nach einem Spartentarifvertrag nachgezogen (taz berichtete). Das hatte in den eigenen Reihen zu Unmut geführt.

Die freigemeinnützigen Kliniken, die neben den öffentlichen und privaten Krankenhäusern von der HKG vertreten werden, fühlten sich übergangen. Nachdem dieser Streit jetzt beigelegt wurde, will die HKG nun auch ver.di überzeugen.

„Fakt ist, dass den Krankenhäusern seit mehr als zehn Jahren nur minimale Steigerungsraten ihrer Budgets zugebilligt werden, die die Personalkostensteigerungen bei weitem nicht auffangen“, argumentierte gestern Geschäftsführer Abshoff. Er warf ver.di vor, sich zu spät in die Problematik einzuschalten: „Ich habe keine Demonstration gesehen, wenn in den letzten Jahren die Budgets der einzelnen Krankenhäuser oder auf Hamburger Ebene der Richtwert für die Hamburger Kliniken verhandelt wurden.“ Elke Spanner