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Unsere zweite Haut ohne Schadstoffe

Rückstände aus der Textilerzeugung können allergische Hautreaktionen hervorrufen, bis hin zum Eindringen in unseren Organismus

Die Welt der Mode hat mehr zu bieten als schwarz/weiß. Doch in der Welt der schönen Kleider treten die Risiken auch schon dort auf – jedenfalls unter gesundheitlichen Aspekten. Ausgerechnet beim Evergreen „Kleines Schwarzes“ ist Vorsicht geboten: Diese Färbung ist im Textilbereich mit Abstand am stärksten mit Schadstoffen belastetet. Bei minderwertigen Verfahren, was etwa bei Kunstfaser häufig ist, verbindet die Chemikalie sich nicht richtig mit dem Stoff, wird bei Hautkontakt durch Schweiß leicht ausgewaschen und gelangt in den Körper. Dort kann die Farbe Hautreizungen bis hin zu Allergien hervorrufen.

Ob Kleidungsstücke – egal wie gefärbt – giftige Substanzen enthalten, lässt sich beim Einkauf in der Regel kaum herausfinden. Der Haken: Fast alle Textilien, die in hiesigen Kaufhäusern und Boutiquen hängen, werden in anderen Teilen der Welt produziert und die Importe von dort nur stichprobenartig kontrolliert.

Auch auf der hellen Seite der Mode sieht es nicht besser aus. Um Stoffe für ein reines Weiß entsprechend auszubleichen, verwenden die Hersteller in der Regel Chlorverbindungen. Gelangen diese Chemikalien in die Umwelt, können sich Perchlorate bilden. Diese bauen sich nicht ab, weshalb sie sich weiterverbreiten können. Perchlorat ist giftig, es kann den Stoffwechsel der Schilddrüse hemmen. Nicht allein die Färbung von Textilien kann ungesunde Folge haben: Schon beim Anbau von Naturfasern kommen Pflanzenschutzmittel zum Einsatz. Knitter- oder bügelfreie Textilien benötigen Formaldehyd während des Herstellungsprozesses. Für die Veredelung von Oberflächen setzt die Textilindustrie unter anderem Fluor, Chlor, Brom oder Jod ein.

Wer gesundheitliche Risiken bei Kleidung minimieren möchte, sollte sie nach dem Kauf immer zuerst waschen – und erst danach erstmals tragen. Schadstoffe werden so in Teilen ausgewaschen. Dies geschieht auch bei weiteren Waschgängen noch, so wie auch die Farbe der Klamotten dadurch mit der Zeit immer blasser wird. Aus demselben Grund empfiehlt sich der Kauf von Second-Hand-Mode. Diese kann lässt sich auch in Onlineforen tauschen oder handeln. Öko-Label können bei der Orientierung für den schadstoffarmen Einkauf von Klamotten helfen – wenn man sich denn im Siegelwald zurechtfindet. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit bietet hierfür einen gut strukturierten Überblick (siehe unten). Wenn die Preise der Öko-Label das eigene Budget übersteigen, kann man stattdessen bei konventionellen Ketten fündig werden, die Öko-Mode günstiger anbieten. Das braucht manchmal etwas Zeit, spontanes Shopping führt selten zum Ziel. Das ist aber auch wieder gut so, denn laut Experten des Bundesinstituts für Risikobewertung, können Textilien ohne den Einsatz von Chemikalien gar nicht hergestellt werden. Jedes nicht gekaufte Teil ist also gesünder – auch für die Umwelt.

Lars Klaaßen

www.siegelklarheit.de