lei­bes­übun­g*in­nen
: Stadium der Fußballgeschichte

Kleine Stadien bieten größere Kulisse fürs Fernsehen. Größere Arenen aber sorgen für mehr Kompetenz

Eine Meldung, die vielleicht erst auf den zweiten Blick eine Botschaft enthält: Die TSG Hoffenheim wird am 24. September den VfL Wolfsburg empfangen. Und zwar in der Arena in Sinsheim, in die knapp über 30.000 Zuschauer passen. Einerseits ist Wolfsburg Meisterin und Pokalsiegerin, da darf man schon auf Zuspruch und Ticketerlös spekulieren, zumal ja auch etliche Vizeeuropameisterinnen anreisen. Andererseits ist es immer noch ungewöhnlich, dass die Frauenbundesliga die Arenen in Anspruch nimmt, die doch alle zwei Wochen vom örtlichen Männersportverein genutzt werden. Das war bei der – völlig zu Recht – hochgelobten Europameisterschaft in England ja auch nur bei ausgesuchten Spielen der Fall. Finale in Wembley, Auftakt in Old Trafford, aber sonst bildeten eher Trainingsplätze und B-Team-Stadien mit Tribünen, auf die Schulkinder gesetzt wurden, die Kulisse. Entsprechend transportierten die Fernsehbilder Begeisterung auf den Rängen.

Die Stadionfrage ist eine strategische: Will man den Fußball der Frauen bloß als einen Hype nutzen, der gebraucht wird, wenn die Männer gerade nicht kicken, dann bietet sich eine solche Fokussierung aufs Fernsehen und die von ihm benötigten großen Kulissen an. Will man hingegen den Fußball der Frauen langfristig nach vorne bringen, ist die telemediale Botschaft, hier sei eh alles super und hier müsse nichts gemacht werden, nicht allzu klug.

Große Stadien ziehen mehr Leute, das ist eine Erfahrung, die zumindest die Großen in der Frauenbundesliga, Wolfsburg und Bayern, schon des Öfteren gemacht haben. Lautet also der strategische Wille, die Stadien voll zu kriegen, und zwar regelmäßig, auch gegen schwächere Gegnerinnen, auch wenn es kalt ist und regnet und selbst wenn parallel von Herrn Nagelsmann oder Herrn Flick dirigierte Ensembles aufspielen, dann ist der Gang in die großen Stadien nahezu zwingend. Schließlich bildet sich auch bis heute – trotz 30 Fernsehkameras vor Ort, trotz Nahaufnahme und Zeitlupe, trotz Expertinnen und Feldinterviews – Fußballkompetenz erst beim direkten Anschauen. Und das ist halt immer noch nur im Stadion möglich.

Ob der Boom, den der Frauenfußball während der Europameisterschaft erlebte, wirklich weitergeht, dürfte weniger an der Menge an Sky-Berichten liegen, als vielmehr daran, ob auch für Kickerinnen eine kompetente Fußballkultur entsteht. Und warum sollte das nicht im Sep­tember in Hoffenheim beginnen? (mak)