In Syrien gab es nie Attacken auf Touristen

Der syrische Tourismusminister über das touristische Potenzial seines Landes und das negative Image Syriens in westlichen Medien

taz: Was versprechen Sie sich von der Sanierung der Altstadt von Aleppo?

Saadallah Agha al-Kalaa: Wir halten das für ein sehr interessantes Projekt und wollen natürlich auch die touristischen Highlights fördern. So sollen beispielsweise rund um das Kastell Geschäfte, Restaurants und kulturelle Treffpunkte entstehen. Das Viertel Djudaide in Aleppo ist so bereits zu einer touristischen Attraktion geworden.

Wie vermarkten Sie Syrien?

Wir vermarkten Syrien für einen Kultur- und Religionstourismus. Dabei soll es nicht nur um alte Steine gehen, sondern wir wollen mit Shows und Museen vermitteln wie die Leute damals lebten. Zum Beispiel mit einer Licht und Ton Show in Palmyra. Syrien ist die Wiege des Christentums, das ganze Land ist ein riesiges Museum. Wir haben hunderte von alten, christlichen Kirchen und Klöstern aus der Frühzeit des Christentums, beispielsweise in Maalula. Wir bieten Pilgertouren zu diesen Orten an. In der Omajjaden-Moschee in Damaskus können sie den Schrein von Johannes dem Täufer sehen. Wir wollen die Verschränkung von Islam und Christentum zeigen.

Der Irak ist Nachbarland, der Libanon hat sich von Syrien verabschiedet und Präsident Bush zählt Syrien zur Achse des Bösen – ist Touristen ihr Land nicht zu unsicher?

Nein. Zumindest europäische Touristen sind im vergangen Jahr in großer Zahl gekommen, 35.000 mehr als die Jahre zuvor. Es kommen hauptsächlich Franzosen, Italiener und Deutsche. In Syrien hat es nie Attacken auf Touristen gegeben. Und wir hoffen, das auch die Vereinigten Staaten ihre Vorurteile und das negative Bild von Syrien revidieren.

Wie wichtig ist der Tourismus für die syrische Volkswirtschaft?

Sieben Prozent des Bruttosozialprodukts kommen aus dem Tourismus. Der Tourismus steht nach dem Öl und der Landwirtschaft an dritter Stelle. Und natürlich ist dieser Wirtschaftssektor noch stark ausbaubar.

Gibt es staatliche Hilfe für kleine touristische Unternehmen?

Wir haben 40.000 Betten und viele internationale Ketten im Land. Für diese wollen wir ein günstiges Investitionsklima schaffen. In den Altstädten von Aleppo und Damaskus haben wir auch kleine einheimische Hotels, die aus Privatinitiativen entstanden sind. Interview:
EDITH KRESTA, GÜNTER ERMLICH