piwik no script img

Auf einen Kaffee im neuen Kiez-CaféCafé vorm Balkon

In der Hausburgstraße im Friedrichshainer Nordkiez ist nicht viel los. Da ist das neu eröffnete „Café im Fenster“ eine willkommene Abwechslung.

Im „Café im Fenster“ teilen sich Pascal Körner und Lara Iloff die Arbeit Foto: Andreas Hergeth

Berlin taz | Ein paar Schritte von meiner Wohnung im Friedrichshainer Nordkiez entfernt liegt ein Mini-Park mit Spiel- und Bolzplatz und ein paar Bänken, er verbindet die Hausburg- mit der Ebertystraße. Dort begegne ich öfter einer Nachbarin mit ihrer Hündin Paula. Diesmal hat sich Frau A. ein Eis gegönnt und ruft mir gut gelaunt zu: „Kauf dir doch auch ein Eis an der Ecke, die jungen Leute muss man doch unterstützen!“ Ach so, dann hat das neue Café also endlich geöffnet. „Mach ich“, erwidere ich. „Aber ein Eis verkneife ich mir, ich gehe einen Kaffee kaufen. Schönen Tag noch!“

Es hatte sich angekündigt, das machte die Sache etwas spannend. Auf einmal hing an der Ecke des Hauses in der Hausburgstraße 5 ein Kästchen an der Wand hoch oben, dass für ein „Café im Fenster“ Werbung machte. Aber wo, hier bei uns? Das Fenster in Schaufenstergröße blieb noch eine kleine Weile mit einem Rollladen verschlossen.

Dazu muss man wissen, dass in der Hausburgstraße so gut wie nichts los ist. Einseitig mit Häusern bestanden, zieht sich auf der anderen Straßenseite eine dunkelrote Backsteinmauer die gesamte Straßenlänge entlang, dahinter liegt das Gelände des Alten Schlachthofs, dass nun gänzlich neu bebaut ist und zu Pankow gehört. Hinter dem schmalen, aber lang gestreckten Areal liegt Lichtenberg. Man könnte also sagen: Das Café im Fenster, just vergangene Woche eröffnet, ist das einzige Café in unserer Straße und auch das letzte Café im ­Innenstadtring.

Es ist klitzeklein, es besteht im Grunde genommen aus einem Raum (mit intaktem Stuck), in dem Kaffeemaschine, Eistruhe, Tassen etc. stehen, und einem zweiten, nicht einsehbaren Raum, wie Pascal Körner erzählt, der das Café zusammen mit Tim Hassmann betreibt. „Hier hatte eine Haustechnikfirma ein Lager“, erzählt Körner bei einem Cappuccino. Man ist befreundet, hat beim Ausräumen geholfen und ist so an die Räumlichkeiten gekommen. Es gehören weitere Zimmer in Parterre dazu. „Vielleicht machen wir da, wenn es gut läuft, irgendwann einmal ein Café auf, in dem man dann auch drinnen sitzen kann.“

… und es flaniert viel mehr

Das „Café im Fenster“ bietet neben dem Ausschank ausschließlich draußen ein paar einfache Sitzgelegenheiten – das ist ja auch gerade Trend in Berlin –, fest installiert an einer mit Blumen bepflanzten Baumscheibe und auf den Gehweg gestellt. Ganz klein, aber clever, ist ein klitzekleiner Abstelltisch, der einfach auf dem benachbarten Spielplatzzaun montiert ist – quasi ein Stehtischen für ei­ne:n Solo-Kaffeetrinker:in.

Diese Neueröffnung ist super, für den Autor aus ganz persönlichen Gründen. Wie gesagt, meine Straße ist recht ereignisarm, und wenn man wie ich zur Entspannung der Augen gern mal ein Weilchen vom Balkon schaut, ist man froh über jedes bisschen Bewegung auf dem Trottoir und etwas Abwechslung. Und so ein kleines Café unterm Balkon belebt ungemein. Plötzlich sitzen da Leute plaudernd unterm Baum, Kinder essen Eis, Hunde kriegen Wasser, und es flaniert viel mehr.

Hassmann und Körner kennen sich schon länger und haben beide Berufserfahrungen in der Gastro- und der Veranstaltungsbranche, das Café ist ihr zweites Standbein, wie man so schön sagt. Im Café teilen sich Körner und seine Freundin Lara Iloff die Arbeit.

Der Kaffee übrigens kommt aus Kolumbien und wird in einer Rösterei am Treptower Park veredelt. Das Eis stammt von der Berliner Eismanufaktur „Eisengelchen“. Und die italienische Kaffeemaschine ist offensichtlich eine gebrauchte. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern sogar von Vorteil: „Alte Kaffeemaschinen halten heißes Wasser vor“, erklärt Barista Körner, „die neuen machen das nicht mehr und erhitzen das Wasser erst beim Einspritzen. Deshalb schmeckt der Kaffee aus alten Maschinen einfach besser.“ Das kann ich nach mehrmaligem Selbstversuch bestätigen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!