kunstraum
: Große Sommerschau

Ausstellungsansicht aus der Galerie Thomas Fischer Foto: Courtesy Galerie Thomas Fischer Foto: Torben Hoeke

Sebastian Schlums entdeckt man schnell: Der Typ, der in den Rachen eines Hais auf einem Plakat zu steigen scheint, kann nur Schlums sein. Zwei weitere Fotos zeigen ihn am Meer. Einmal scheint er in der Luft zu stehen, als ob er auf dem Meereshorizont stehen würde. Beim Gegenstück steht er am Ufer auf dem Kopf, seine Füße schließen wieder mit dem Horizont ab, als ob er von ihm herunter hinge. Für diese Performance ist einige Akrobatik nötig. Dann fallen noch zwei Architekturfotografien von Irmel Kamp (*1934) auf. Ihrem Werk, das ähnlich dem der Bechers typologisch ausgerichtet und soziologisch interessiert ist, widmet sich derzeit eine Retrospektive im Fotomuseum Braunschweig.

Thomas Fischer zeigt als Sommererfrischung Werke der Künstlerinnen und Künstler der Galerie, 34 Arbeiten auf Papier und zwei Wand-Skulpturen. Und das sind dann ungefähr genau soviel Geschichten, Konzepte und Experimente. Selbstverständlich fällt jedem etwas anderes ins Auge. Mich zum Beispiel haben drei Kinder auf einer Fotografie auf die Spur von Seiichi Furuya gesetzt. Die Schwarzweiß-Aufnahme heißt „Ost-­Berlin 1987“, zeigt drei gut gelaunte Knirpse, die mit schwer zu definierenden Gerätschaften zu Gange sind.

Die Farbfotografie einer Küchenspüle, auf der eine Aubergine und Radieschen liegen, hat der 1950 in Japan geborene Fotograf, der Architektur studierte, bevor er auf Weltreise ging und zu foto­grafieren begann, ebenfalls in Ost-­Berlin aufgenommen. Schwer zu erklären, warum das seltsam minimalistische Stillleben eine so große Ausstrahlung hat. Im Foto schräg darüber hält jemand einen Apfel, der sein Gesicht verdeckt. Es könnte sich um eine Frau handeln. Was der Titel ­„Venedig 1985“ bestätigt. Erst im Frühsommer bin ich in Reggio Emilia mit der berühmten Serie bekannt geworden, mit Furuyas letzten Fotografien seiner an Schizophrenie erkrankten Frau, die im gleichen Jahr Suizid beging. Inzwischen lebt Seiichi Furuya in Graz. „Graz“ heißen denn auch drei hinreißende Blütenaufnahmen. Die Ausstellung geht nur noch bis Ende der Woche. Es lohnt sich, noch vorbeizuschauen.

Summer Show: mit Werken von Joachim Bandau, Margrét H. Blöndal, Dirk Braeckman, Marcel Frey, Noi Fuhrer, Seiichi Furuya, Laetitia Gendre, Friedemann Heckel, Irmel Kamp, Brian O’Doherty, Sebastian Stumpf. Galerie Thomas Fischer, Mulackstr. 14, noch bis 30. 7., Do.–Sa., 12–18 Uhr

Brigitte Werneburg