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: Die bösen Medien

Über Bundestrainers Kritik an den Kritikern – und Probleme, die nun wirklich nicht nur typisch deutsch sind

Nun, da die deutsche Kickerei beinahe am Ende dieser Kleinst-WM angelangt ist (was nun wirklich nichts mit Leipzig zu tun hat), soll doch noch ein letztes Mal an den Beginn des Turniers erinnert sein. Gegen die in der Fußballwelt bislang nicht weiter als Künstler am Spielgerät auffällig gewordenen Australier ist es da gegangen, und als am Ende nicht mehr als ein dürftiges 3:2, jede Menge mieser Fußball und – eben dafür – eine ganze Stange Kritik an den Klinsmännern zu Buche standen, tat der Bundestrainer jenes, was er schon immer am besten konnte: Er trat die Flucht nach vorne an. Klinsmann kritisierte also seine Kritiker, vor allem die bösen Buben von den Medien, so der Schwabe, würden lieber negative Stimmung erzeugen, um dann bei Misserfolg schreiben zu können: „Wir haben schon vorher gesagt, es wird nix.“ Das alles, gab der wahlamerikanische Bundestrainer bekannt, sei übrigens ein „typisch deutsches Problem“.

So ganz unkommentiert kann man diese Worte natürlich nicht stehen lassen, zumal jetzt, da sie gerade als ziemlicher Blödsinn enttarnt wurden. Und Klinsmann selbst hätte es besser wissen müssen, schließlich ist es nicht sonderlich weit vom sonnigen Kalifornien ins sonnige Mexiko. Dort ist Ricardo La Volpe, ein ziemlich kauziger Geselle, Nationalcoach – und hat ganz offensichtlich ebenfalls ein Problem mit: den Medien. Jedenfalls sieht La Volpe die Herren und Damen von Presse, Funk und Fernsehen verantwortlich dafür, dass er und sein Verband plötzlich ein Dopingproblem an der Backe haben. „Dass es eine Sache der Fifa geworden ist, liegt daran, dass sich die Presse in zu viele Dinge eingemischt hat, die sie nichts angehen“, hat La Volpe jedenfalls gesagt. Die üble Einmischung bestand übrigens darin, dass die mexikanische (!) Presse es nicht so einfach glauben wollte, dass der Trainer die Spieler Galindo und Carmona, wie angegeben, wegen einer gravierenden Undiszipliniertheit vorzeitig nach Hause geschickt hatte – und die Sache etwas näher unter die Lupe nahm, was, so La Volpe, einer ziemlichen Dreistigkeit gleichkam. „Manchmal muss die Presse aufpassen, welche Konsequenzen das Rumbuddeln hat“, schimpfte er jedenfalls. Die Konsequenz diesmal war, dass sogar Alberto de la Torre, der Präsident des mexikanischen Fußballverbandes (FMF), kurz darauf zugeben musste, dass die beiden Spieler Unerlaubtes, also Doping, zu sich genommen hatten. „Es gibt keinen Zweifel, und darum wurden sie vom Aufgebot getrennt“, sagte La Torre. La Volpe sagte gar nichts mehr.

Nun sind solche Dinge bestimmt ein typisch mexikanisches Problem. Dass ein deutscher Nationalspieler seinem Körper etwas zuführt, was dort nicht hineingehört, kann man sich jedenfalls nie und nimmer vorstellen. Es ist derart ausgeschlossen, dass der DFB auf eigene Dopingkontrollen zur Überprüfung der porentiefen Reinheit seiner Kicker verzichtet. Dies, so sagte es gerade DFB-Kommunikationschef Harald Stenger, sei eine „Frage des Vertrauens“. Stenger: „Wir gehen davon aus, dass sich alle Spieler professionell verhalten, und da gehört Doping nicht dazu.“ Wäre ja auch noch schöner – und vor allem: wirklich kein typisch deutsches Problem. FRANK KETTERER