Langsamer Wandel im Umgang mit Tieren: Tradition ist das Übel
Jagdhunde werden an lebenden Füchsen trainiert. Problematisch finden die Beteiligten das nicht. Natürlich nicht! Es ist immer dieselbe Abwehrreaktion.
T radition ist eines der größten Übel für den Tierschutz: „Das haben wir schon immer so gemacht“, schlägt erst einmal jedes sachliche Argument.
So wollen manche Sauenhalter:innen ihre Tiere gern weiter bewegungsunfähig in Kastenständen halten, damit sie die Ferkel nicht zerdrücken, anstatt ihnen mehr Platz zu geben; Vielseitigkeitsreiter:innen beharren darauf, ihre Pferde über Hindernisse in eine für sie uneinsehbare Tiefe springen zu lassen, obwohl das Verletzungsrisiko hoch ist; und in vielen Landespolizeien würden Hundeführer:innen das Verbot von schmerzenden Stachelhalsbändern in der Hundeausbildung gern noch einmal diskutieren.
Gesellschaftlicher Wandel ist langsam. Tierschützer:innen müssen Missstände wieder und wieder öffentlich machen, bis Politik und Gesellschaft darauf reagieren. Und wie all die Landwirt:innen, Reiter:innen und Polizeihundeführer:innen vor ihnen zeigen auch die Betreiber:innen der Schliefanlagen den gleichen Abwehrreflex: Tierschutzprobleme existieren hier nicht! Gründe gibt es für das Vorgehen immer – und seien es wirtschaftliche.
Dabei braucht es nicht viel Vorstellungskraft, wie das wohl ist für den Fuchs, wenn er von Hunden durch einen künstlich angelegten Bau getrieben wird. Selbst wenn die Anlage so gebaut ist, dass Hund und Fuchs keinen Körperkontakt haben, ist es doch das Ziel, dass der Hund den Fuchs aus dem Bau bellt, also in großen Stress versetzt. Zusätzlich stochert von oben ein Mensch mit einem Stock herum. Entziehen kann sich der Fuchs dieser Situation nicht.
Es gibt Alternativen
Doch braucht es wirklich einen lebendigen Fuchs oder reicht sein Geruch? Was spricht dagegen, junge Jagdhunde von erfahrenen Tieren lernen zu lassen? Es gibt Alternativen und mit denen muss sich die Jägerschaft dringend auseinandersetzen, ebenso der Gesetzgeber. Bis das endlich passiert, schauen Tierschützer:innen ganz genau hin – auch mit versteckter Kamera.
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