Springer stellt frei

STELLENABBAU Betriebsrat kritisiert den Umgang des Medienkonzerns mit seinen Mitarbeitern

Rund 80 Leute haben gestern vor dem Springer-Verlagshaus gegen Kündigungen im Hause Springer demonstriert. Dazu aufgerufen hatten der Deutsche Journalistenverband (DJV) und die Gewerkschaft Ver.di.

Laut Betriebsrat plant der Verlag, in Hamburg mindestens 80 Mitarbeiter zu entlassen. So seien seit Juni allein beim Hamburger Abendblatt 32 meist ältere Mitarbeiter von ihrer Arbeit freigestellt worden. „Das heißt, der Vertrag läuft zunächst weiter. Die Freigestellten bekommen noch immer ihr Gehalt, aber sie dürfen nicht mehr zur Arbeit kommen“, so Stefan Endter, Geschäftsführer des DJV in Hamburg. „Die Taktik dahinter ist: Wenn die Leute weichgeklopft sind, wird versucht, sie mit Abfindungen aus den Verträgen zu kaufen.“ Einfach kündigen könne man ihnen nicht, da sie aufgrund ihres Alters gesetzlich geschützt seien.

Das Abendblatt hatte die Freistellungen damit begründet, dass die Zeitung eine „Qualitätsoffensive“ starten wolle. Unter Chefredakteur Claus Strunz wird von den Redakteuren verlangt, die recherchierten Inhalte „multimedial aufzubereiten“.

Betriebsrätin Monika M. Kabay kritisierte, es gehe bei den Maßnahmen nicht um Qualität, sondern einzig um Kostenersparnis. Verlagssprecherin Edda Fels bestätigte zwar, dass mit Kündigungen Geld eingespart werden soll. Die Qualität werde dennoch gesteigert. Eine offizielle Stellungnahme zum weiteren Vorgehen in Hamburg lehnte man bei Springer aber ab.

Aus Verlagskreisen war nur zu erfahren, am Ende würden mehr Leute eingestellt als entlassen. Mit den freigestellten Mitarbeitern würden „einvernehmlich individuelle Lösungen“ gesucht. Sie befänden sich, verglichen mit Maßnahmen anderer Verlage, auf einer „Insel der Glückseligen“. Betroffene sprechen dagegen von „unwürdigen Aufhebungsgesprächen“. JUSTIN PIETSCH