„Die Dunkelziffer ist hoch“

Die Polizei informiert über Schutz vor Stalkern

arbeitet in der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle und kümmert sich dort um Stalking-Opfer.FOTO: PRIVAT

taz: Frau Bischoff, was ist die häufigste Ursache für Stalking?

Susanne Bischoff: In den meisten Fällen entsteht das Stalking aus einer Beziehung heraus. Es gibt einen Abweisenden und einen Abgewiesenen, der einfach nicht verstehen will, dass er verlassen wurde.

Was geht in den Köpfen der Stalker vor?

Sie klammern sich an jeden Strohhalm. Beim Stalking handelt es sich nicht um einen Straftatbestand, sondern um einen Prozess, der sich langsam entwickelt. Häufig weiß der Stalker nicht, dass er sein Opfer belästigt.

Wie hält man den Stalker von sich fern?

Man muss ihm zu Verstehen geben, dass jeder Kontakt, jede SMS absolut unerwünscht ist. Wenn man auf den Kontakt eingeht, gießt man nur Öl ins Feuer.

Aber sicherlich lassen sich nicht alle Stalker so einfach abwimmeln, oder?

Nein. Einen Stalker loszuwerden, kann lange dauern. Das Opfer kann sich an die Polizei wenden und einen Strafantrag stellen. Vorher sollten Beweise gesammelt werden, etwa SMS und E-Mails.

Ist ein Gang zur Polizei beim Stalking nicht ein Tabu?

Es gibt Opfer, die Hemmungen haben. Die Dunkelziffer ist hoch. Dabei besteht die Gefahr, dass sich Stalking bis zur Sachbeschädigung und Körperverletzung ausweitet. Die Opfer werden teils depressiv und wechseln sogar den Wohnort, weil sie sich ständig beobachtet fühlen.

INTERVIEW: CHRISTOPH PAGEL

„Stalking: Grenzenlose Belästigung“, 18 Uhr, Am Wall 196a