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Wenn das Neun-Euro-Ticket Radtouren beschert
Fünf Tage Weiterbildung in Bassum, niedersächsische Pampa außerhalb des südlichen Bremer Speckgürtels, der dort Dosenfleischgürtel heißen müsste: Nicht ohne mein Fahrrad, dachte ich mir, könnte ja sein, dass ich dringend da weg muss, man weiß doch nie. Erst auf dem Gleis am Bremer Hauptbahnhof wurde mir klar, dass es zwar kein Problem ist, am Mittwochmorgen das Rad in der Bahn mitzunehmen, aber am Sonntagnachmittag? „Könnse vergessen“, sagte der Schaffner, „keine Chance, in NRW haben die Ferien begonnen“, sagte der Zugführer, der sich aus dem Fenster des Fahrerhäuschens lehnte. Dann erzählte ich, wie ich es in Hamburg am vorigen Sonntag ohne Rad, dafür mit Kindern, nur mit Mühe an den Sicherheitsleuten vorbei auf den überfüllten Bahnsteig geschafft hatte. Sie berichteten von so vollen Zügen, dass sie die Polizei rufen müssen.
Ansonsten, da waren wir uns einig, wäre das Neun-Euro-Ticket super, weil sozial gerecht.
Also fuhr ich die 30 Kilometer mit dem Rad zurück, sah Kornblumen in Getreidefeldern und Schafstelzen auf Wiesen. War schön, hätte ich ohne das Neun-Euro-Ticket nicht gemacht.
Eiken Bruhn