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Weiter Streit über documenta

Die Debatte um den Skandal der Kunstschau documenta in der nordhessischen Stadt Kassel geht unvermindert weiter. Wie am Mittwochabend bekannt wurde, bleibt nun auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aufgrund des zunächst gezeigten Hauswand-großen Wimmelbilds „People’s Justice“ vom indonesischen Künstlerkollektiv Taring Pad, auf dem eine antisemitische Bildsprache zu sehen war, der 15. Ausgabe fern. Das Werk zeigte einen Soldaten mit Schweinsgesicht. Er trägt ein Halstuch mit Davidstern und einen Helm mit der Aufschrift „Mossad“ – die Bezeichnung des israelischen Auslandsgeheimdienstes. Die fratzenhaften Darstellungen lösten heftige Kritik aus. Wie eine Regierungssprecherin der Jüdischen Allgemeinen mitteilte, sei der Bundeskanzler der Ansicht, dass „in Deutschland kein Platz für antisemitische Darstellungen“ sei, „auch nicht in einer Kunstausstellung“. Nach eigenen Angaben habe Scholz bislang jede der documenta-Schauen der letzten 30 Jahre besucht. Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann hat nun eine systematische Untersuchung der Kunstausstellung auf „weitere kritische Werke“ angekündigt. „Dabei wird auch Ruangrupa seiner kuratorischen Aufgabe gerecht werden müssen“, sagte sie der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen. Das indonesische Kollektiv kuratiert die documenta 15. Unterstützt werde die Gruppe nun von Experten wie Meron Mendel von der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt. „Es ist nicht Aufgabe der Geschäftsführung, alle Werke vorab in Augenschein zu nehmen und freizugeben“, erklärte Schormann. „Das würde dem Sinn der documenta widersprechen.“ Die Ausstellung läuft noch bis zum 25. September.