„Grüne oder blaue Bänke“

Unabhängiges Straßenfest im Münzviertel

■ 69, Stadtteilaktivist im Münzviertel. Den Künstler interessiert, wie Menschen miteinander kommunizieren und handeln.

taz: Herr Westphal, was ist das besondere an Ihrem Viertel?

Günter Westphal: Es ist gewissermaßen der Hinterhof der Großstadt. Hier – südlich vom Hauptbahnhof – sammeln sich all die, die in den übrigen Stadtteilen niemand haben will: Obdachlose, Drogenabhängige – und die entsprechenden sozialen Einrichtungen, zum Beispiel das Gesundheitszentrum „Drob Inn“. Wir lehnen diese Menschen nicht ab, sondern betrachten sie als Teil des Quartiers.

Spiegelt sich das denn im Viertel wieder?

Ja. Seit zehn Jahren betreiben wir mit unserer Stadtteilinitiative Quartiersentwicklung und richten jährlich ein Straßenfest aus. Wir haben Ideen zur Integration dieser Menschen bei der städtischen Planung vorgebracht. Ich bin allerdings sehr skeptisch, ob die Vorstellungen der Stadtplaner mit unseren übereinstimmen. Wir sind zwar beteiligt, aber all unsere Ideen werden völlig abgeflacht.

Welche Vorschläge haben Sie denn gemacht?

Zum Beispiel das „Werkhaus“, ein Zentrum, in dem jugendliche Obdachlose handwerklich arbeiten können und so wieder Struktur in ihrem Alltag gewinnen. Die zuständigen Behörden finden das aber zu teuer. Wir haben an den Bürgermeister geschrieben und hoffen, dass er ein Machtwort sprechen wird. Außerdem gab es ein Gelände, das neu bebaut werden sollte. Wir hatten einen Wettbewerb zur Neugestaltung ausgerufen. In der Zwischenzeit überließ die Finanzbehörde das Gelände einem Investor – ohne unser Wissen.

Also hat die Initiative gar kein Mitspracherecht?

Nicht wirklich. Am Ende geht es darum, ob ein paar Bänke grün oder blau gestrichen werden. Das ist klassische Stadtteilentwicklung von oben.  INTERVIEW: SMW

Straßenfest im Münzviertel: Samstag, ab 13 Uhr, Repsoldstraße/Rosenallee. Das Programm: muenzviertel.de/blog/?p=133