berliner szenen: Teil eines Ganzen
Am vergangenen Wochenende versammelte sich ein Teil Berlins im mecklenburgischen Lärz. Ein großer Teil dieses Teils geht regelmäßig ins Berghain oder Sisyphos, tanzt die ganze Nacht, manchmal auch tagelang zu elektronischen Beats. Dazu gehöre ich nicht. Dennoch fuhr ich am Wochenende zur Fusion. Ich war neugierig, wollte mich auch zu denjenigen zählen, die schon mal auf der Fusion waren. Dem legendären alternativen Elektro-Festival, gerade mal zwei Stunden Autofahrt von Berlin entfernt.
Als ich am Freitag bei grauem Regenwetter ankam, feierten viele schon seit Mittwoch. Gleich am Eingang hörte ich ein lautes: „F*** youuu!!“ Ein Pärchen mit britischem Akzent stritt sich heftig. Sie war sauer auf ihn, er war sauer auf sie, sie hatte ihr Ticket nicht. Möglich war, dass er ihr Ticket auf seinem Handy abgespeichert hatte. Weitere Beleidigungen flogen durch die Luft. Ein Security kam, fragte, ob alles okay sei. Beide bejahten, stritten weiter, dann passierte er den Eingangsbereich, ließ sie einfach im Regen stehen. Sie schäumte vor Wut, schrie: „Come back, you son of a b****!!“
Schnell weiter. Regen, Aggro-Leute – so hatte ich mir das Love-&-Peace-Paradies nicht vorgestellt. Zudem gab es auf dem ganzen Festivalgelände nur das pissbrühige Schalke-Bier namens Veltins. Regentropfen plumpsten in die kleinen, grünen Bierflaschen. Doch dann wurde alles besser. Der Regen hörte auf, kam bis zum Sonntagabend nicht mehr zurück. Und das Pärchen mit britischem Akzent blieb die einzige Negativstimmung auf dem Festival.
„Könnte die ganze Welt nicht ein bisschen mehr so sein?“, fragte ich mich tanzend, als ich in die friedvollen Gesichter im morgendlichen Sonnenschein blickte. Ich dachte noch eine Weile darüber nach und ging dann schlafen, aber nur ein bisschen. Eva Müller-Foell
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