piwik no script img

Die WahrheitAloha allen Hatern

Schluss mit den immer gleichen schlechten Witzen! Ananas gehört doch auf den italienischen Hefeteigfladen! Eine Ehrenrettung der Pizza Hawaii.

So kommt die gute Ananas in Wirklichkeit auf die Hawaii Foto: dpa

Damit dürften Ananasstücke auf der Pizza völlig rehabilitiert sein – und ihre Feinde endgültig blamiert: Pizza Hawaii erweist sich neuesten Forschungen zufolge nicht nur als unschlagbar gesundes Superfood, das die Lebenserwartung messbar ­steigert. Sondern sie muss auch zu den ersten zivilisierten Gerichten der Menschheit gehört haben, so legen es Ausgrabungen aus Lateinamerika nahe.

„Das ist ein Schlag ins Gesicht für all euch Hater!“, lacht Theophila Hammerstedt, Vorsitzende des deutsch-hawaiianischen Freundschaftsclubs Erftstadt, am Telefon. Anlässlich dieses zweifachen Triumphs über die öffentliche Meinung wird sich ihr zwölfköpfiger Club am nächsten Samstag um 18.30 Uhr in der Pizzeria „Aloha“ treffen, um in fröhlicher Runde mit ein paar Gläsern Prosecco anzustoßen und die gemeinsame Leibspeise zu verdrücken. „Jede von uns nimmt zur Feier des Tages doppelt Ananas und extra Käse – damit wir auf jeden Fall neunzig werden!“, freut sich Frau Hammerstedt bereits.

Die gesundheitsfördernde Wirkung des vielgeschmähten überbackenen Teigfladens mit dem polynesischen Background steht inzwischen außer Frage. Ernährungswissenschaftler der University of California in Los Angeles haben soeben in einer 245 Studien umfassenden Metastudie signifikante Hinweise darauf gefunden, dass Menschen, die mindestens einmal in der Woche eine Pizza Hawaii verspeisten, eine um mindestens 17 Prozent höhere Lebenserwartung haben als Menschen, die das niemals tun.

„Diese Pizza vereint die Bausteine, aus denen unsere Ernährung bestehen sollte, in einzigartiger und idealer Weise“, strahlt Dr. Keanu Wong von der University of Honolulu. „Sie stimuliert den Appetit durch ihr raffiniertes Amalgam aus Süß, Sauer und Salzig und enthält in genau den richtigen Proportionen Hefeteig, Tomatensoße, Käse, Schinken und Ananas, mmmhh … vor allem Ananas!“, schmatzt Dr. Wong an einem saftigen Stück herum.

Verbitterte Widersacher

Nun werden die vermeintlichen Gewissheiten der verbitterten Pizza-Hawaii-Widersacher erneut erschüttert. Nach dem Fund einer guterhaltenen Grabstätte aus der Zeit von vor etwa 7.000 Jahren im Norden Brasiliens gilt als sicher, dass ein ähnliches Gericht wie Pizza Hawaii schon bei unseren eben erst sesshaft gewordenen Vorfahren auf der Speisekarte stand – und dass es ihrer Gesundheit bekommen ist. Die Mitglieder des steinzeitlichen Clans, die sich regelmäßig von gebackenen Teigfladen, belegt mit Gemüsesauce und einer Art von Schinken, Käse und Ananas, ernährten, erreichten teilweise ein Alter von 80 Jahren.

„Dass Pizza Hawaii quasi schon in der Jungsteinzeit gegessen wurde und damit gewissermaßen zu den ursprünglichsten aller vollständigen Gerichte zählt, verändert unser Bild vom Menschen“, staunt Archäologin Dr. Tine Westenkamp von der Freien Universität Berlin. „Eventuell ist diese Tatsache ja sogar für die rapide Evolution unseres Bewusstseins verantwortlich, vielleicht auch für unseren exzellenten Geschmackssinn und die Zivilisation schlechthin.“

Deutsche und mexikanische Archäologen waren in einer Ausgrabungsstätte im Norden Brasiliens zufällig auf die Gräber gestoßen. Die DNS mit Randkrusten der prähistorischen Pizza Hawaii fanden sie unterhalb einer Schicht, die aus Knochen, Scherben und Artefakten einer untergegangen, jahrtausendealten Hochkultur zusammengesetzt war.

„Zunächst einmal ist es ein Schlag für die Spötter in den sozialen Medien“, lacht Prof. Enzo Bräutigam, Leiter der Expedition. „Auf Twitter und auf Facebook leben Tausende konservative Menschen davon, abgeschmackte Witze über Pizza Hawaii zu machen und von morgens bis abends zu behaupten, die Kombination Pizza und Ananas sei abartig, widernatürlich und pervers.“

Nichts Widernatürliches

Stattdessen müsse die kulinarische Küchengeschichte neu geschrieben werden, fordert der Professor voller Ehrfurcht. Vor allem die Vorstellung, dass irgendetwas Kurioses oder Widernatürliches an Pizza Hawaii sei, wo es sich dabei doch offenbar um den Motor des Fortschritts handele.

„Angekratzt ist aber auch die Vorstellung, dass Leute, die sich heutzutage immer noch über Pizza Hawaii lustig machen, irgendwie originell und witzig seien“, schmunzelt Dr. Keanu Wong. „Ungefähr so wie die Klotzköpfe, die seit Jahr und Tag gegen Political Correctness und Cancel Culture eifern.“ Und Dr. Tine Westerkamp fügt hinzu: „So mancher Vollidiot konnte ja nur deshalb sein Maul in den sozialen Medien so weit aufreißen, weil er über einen unerschöpflichen Vorrat des immer gleichen Ananas-auf-Pizza-Witzes verfügte.“

Darin seien die wahren Connaisseure als dick, gefräßig und degeneriert diskreditiert worden. „Ich hingegen“, sagt die Archäologin und pult sich ein faseriges Stück Ananas aus den Zähnen, „träume weiterhin von einer Welt, in der alle Menschen wie Geschwister zusammenleben und an ihren höchsten Festtagen Pizza Hawaii genießen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Tja - “Darin seien die wahren Connaisseure als dick, gefräßig und degeneriert diskreditiert worden.…“ Ach was! © Vagel Bülow

    Dabei hat der Pizza-Dienst “BM - Bereifte Mörder“



    Doch vergeblich bei Hans Martin Schleyer in Erftstadt-Liblar geklingelt!



    Vergeblich - Wie der Bereichsbulle - ein Ohr weit weg von Peter-Jürgen Book (?) -



    Dem seine Öberschten übers Maul fuhren: “Er solle sich mal nicht so aufspielen!“ •

    kurz - Wenn hier einer Annanass macht!



    m.youtube.com/watch?v=fFUqD61JYMk



    Der züchtet wie FJS lieber Ananas 🍍 in Alaska! Woll.

    unterm——



    www.sueddeutsche.d...schichte-1.3652340

    • @Lowandorder:

      Da wir - wie in jeder echten Gängstergeschichte - die Pizza 🍕 ist bekanntlich eine Erfindung der 🇺🇸Mafia * - den FJS schon untergekriegt haben.



      & sich le feldwebel Schmitt-Schnauze - selbige mit dem Spruch “Keine Denkverbote!“ diese endgültig verbrannt hatte. Sei der boshafte hier:



      “Gudrun & Andreas können endlich heiraten. Den Schleyer hamse ja schon & den Strauß 💐 kriegen sie auch noch.“



      Es kam bekanntlich anders. Gelle.

      unterm——-..*



      Jimmy Hoffa - meisterlich gespielt von Jack Nickolson - wurde ja vorm Kongress der Pizza-Karton auf dem die Aufteilung der Mafia-Gelder vermerkt worden waren “wer hebt denn so einen Scheiß auf?!“ zum Verhängnis - eh er vermutlich in einem Betonpfeiler zur Ruhe kam.