Hickhack in Hannover

NAZIAUFMARSCH Das Polizeipräsidium in Hannover verlegt den für Samstag angekündigten NPD-Marsch in die Südstadt. Aber auch die Gegendemonstrationen müssen Einschränkungen hinnehmen

Die Südstädter sind auf alles vorbereitet. Sie werden die braune Horde mit Hohn und Spott empfangen

Den für Samstag angemeldeten Marsch von 300 Neonazis durch Hannovers Innenstadt hat Polizeipräsident Uwe Binias zwar in die Südstadt verbannt. Dafür werden im Gegenzug drei Gegendemonstrationen, die der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und das Bündnis „Bunt statt Braun“ organisiert hatten, auf eine einzige zusammengestrichen.

Vorausgegangen war ein seltsames Hickhack um die Routenführung, sowohl der NPD-Veranstaltung als auch der Antifa-Demonstrationen. Niedersachsens NPD-Chef Adolf Dammann wollte seinen Trupp durch die City marschieren lassen. Das lehnte das Polizeipräsidium ab. Mit Hinweis auf Personalmangel und die in der Nähe angemeldeten Protest-Kundgebungen. Außerdem laufen in der „Eventstadt“ Hannover wieder mal die Vorbereitungen für irgendeine „Riesensause“ auf dem zentralen Opernplatz. Den müssen die Nazigegner nun weiträumig umlaufen. Und dass ist nicht die einzige Peinlichkeit der Polizeidirektion

Dass die Rechten durch das Wohnquartier der Südstadt paradieren, erfuhren die Anrainer erst aus der Zeitung. Besonders erbost war das Ehepaar Nagel, Inhaber eines traditionsreichen Baumarktes. Am Samstag war seit langem eine Feier zum 90. Firmenjubiläum geplant. 60.000 Broschüren und Extra-Ware wurden geordert. Nun sollte die Zufahrt zu ihrem Gelände Stunden lang gesperrt werden. Bleibt es bei der Route, wollen sie die Ordnungshüter auf Schadenersatz verklagen.

Denn wo genau die Rechten auflaufen werden, ist immer noch nicht geklärt. Binias hat die Nazi-Strecke inzwischen verkürzt und den Baumarkt umgangen, wogegen nun wiederum eine Klage der NPD läuft.

Die Südstädter sind auf alles vorbereitet. Sie werden die braune Horde mit Hohn, Spott, Konfetti und „Exit“-Schildern empfangen, dem Emblem der gleichnamigen Nazi-Aussteigerorganisation, für die der DGB am Tag des Marsches mit einer pfiffigen Idee Geld spenden will: für jeden Meter, den die Rechten zurücklegten, werde gezahlt. Punkt zwölf Uhr läuten die Kirchen den Protest ein. Die Protest-Demo auf dem Klagesmarkt beginnt um 11.30 Uhr. MICHAEL QUASTHOFF