in den ruinen des BER siedeln wir wölfe an

Sonnenuntergang am Teufelsberg: Der Sommer lockt nach draußen, die Stadt lockt mit Open-Air-Kino, Kultursommer und Poesie  Foto: Emmanuele Contini/imago

Von Josephine Bätz

am fünfunddreißigsten tag der quarantäne

als uns langweilig geworden war haben wir

sie aus dem zoo geholt langbeinig schlank

mit lungenflügeln aus leichtmetall

ihre pfoten wälzten das gras brüchig

und sie scheuchten beim einzug füchse

und wildschweine vor sich her

mit der bewegung nach süden nahm ihre größe

ab heulend testeten sie das echo

in den einzelnen gebäuden aus hetzten sich

Die Autorin Josephine Bätz, geboren 1996, hat Filmwissenschaften in Berlin studiert. Sie schreibt Lyrik und „Flash Fiction“ genannte Kurzprosa auf Deutsch und Englisch. 2019 war sie studentische Stadtschreiberin für Berlin. Das Gedicht „in den ruinen des BER siedeln wir wölfe an“ entstand 2020 im Rahmen des Ausbildungsprogramms der poetischen Bildung im Haus für Poesie, „young poems“.

Das Festival Am heutigen Freitag, 17. Juni, startet das Poesiefestival www.poesiefestival.org. Die diesjährigen „Auszubildenden“ lesen in der Akademie der Künste am Hanseatenweg am 17. Juni um 12 und 16 Uhr und am 19. Juni um 17 Uhr. (sm)

gegenseitig über laufbänder

die ersten paar wochen lang

jetzt sind sie leiser geworden

es ist sommer und sie stehen über pfützen

betrachten ihre pelze zottig geworden der erste

senkt den kopf und kaut das wasser wie schnee

die anderen bewegen sich zögernder

über das gelände weichen sich aus

Festival Mit einem 90 Tage währenden Festival will Berlin die Menschen nach den Coronajahren zurückholen zu Kunst, Theater und Musik. Die Stadt wolle wieder Lust auf Kultur machen, sagte Kultursenator Klaus Lederer am Donnerstag in Berlin. Vom Wochenende an soll es mit dem Kultursommer dafür drei Monate lang rund 90 Veranstaltungen in der ganzen Hauptstadt geben. Dabei soll niedrigschwellig, barrierefrei und kostenlos die Vielfalt der Berliner Kulturinstitutionen von freier Szene bis zu den großen Bühnen zu erleben sein. „Die letzten zwei Jahre waren für alle Akteure der Kulturbranche enorm hart“, sagte Lederer. 43 Millionen Euro habe es für private Kulturbetriebe gegeben, mehr als 286 Millionen gingen an Soloselbstständige und Kleinstunternehmer in Berlin, darunter viele Künstlerinnen und Künstler. www.draussenstadt.berlin

Programm Zum Auftakt des Kultursommer-Festivals geht es an diesem Samstag auf das Tempelhofer Feld. Dort soll laut der Veranstalter die „größte Terrassenbar Berlins“ entstehen, zum Sonnenuntergang zeigt die französische Compagnie Off eine Licht- und Musikperformance. Montag ist ein Benefizkonzert für die Ukraine auf dem Bebelplatz geplant. Am 28. Juni feiern „Queens Against Borders“ im Haus Zenner. (taz)

einer hält still für fotografen obwohl

in den schwarzweißaufnahmen gelbe augen

fast gar nicht zur wirkung kommen

aber die ohren sieht man aufrecht getragen

das einzig bewegliche im bild