DIE EM VOM NORDEN AUS (3)
: Green Blues

ist nicht der Onkel des Fußballers Wayne Rooney & dadurch 2006 berühmt geworden

MARTIN ROONEY

Blauer Dunst allenthalben. Die Luft kann man schneiden. Der Lärm ist beträchtlich. Im Raucherraum von Hegarty’s Irish Pub am Ostertorsteinweg im Bremer Viertel geht es vor dem Länderspiel Irland-Kroatien turbulent zu. Die irischen Fans warten ungeduldig auf den Anpfiff des Spiels. Schließlich waren sie bei den großen Fußballturnieren lange nicht mehr dabei, 1988 zuletzt bei der EM, 2002 bei der WM.

Robbie Keane, der in die Jahre gekommene Stürmerstar der Underdogs, blickt im TV-Interview vor dem Anpfiff stolz auf eine Serie von 14 Spielen ohne Niederlage zurück und verkündet: „Es waren zehn sehr schwierige Jahre für unser Land, seitdem wir bei einem großen internationalen Fußball-Event dabei waren. Irland geht seit einigen Jahren wirtschaftlich auf den Knien, also liegt es an unserer Mannschaft, unser Land wieder aufzurichten. Unsere Qualifikation hat die Nation verändert und dem Volk Auftrieb gegeben. Wir wollen in den nächsten Wochen den Iren viel Freude bereiten. Die Truppe glaubt an sich und ist davon überzeugt, dass wir die Gruppenphase überstehen können.“ Und am Ende spielte Keane Irlands Trumpfkarte für das Spiel gegen Kroatien aus: Die Boys in Green hätten bei der WM bzw. der EM noch nie ein Eröffnungsspiel verloren.

Sean und Patricia an meinem Tisch stammen aus Galway und drücken die Daumen für die irische Elf und deren Trainer Giovanni Trapattoni. Sie sind sehr zuversichtlich und verweisen auf die 25.000 trinkfesten und sangeskräftigen irischen Fans in Posen, die ihre Elf bedingungslos unterstützen wollen. Der Nordire Conan, dessen Vater immer noch von den tollkühnen Paraden des Teufelskerls Bert Trautmann schwärmt, eines gebürtigen Bremers, der zwischen 1949 und 1964 als einer der besten Torhüter aller Zeiten 539 Spiele für Manchester City bestritt, aber nie für Deutschland spielen durfte, steht heute Abend nicht hinter der Theke, wo er sonst arbeitet. Conan will einfach ein gutes Spiel in der Kneipe genießen.

Im Leben wie im Fußball kommt es meistens anders, als man denkt. Die EM-Hoffnungen der Iren erhielten einen herben Dämpfer. Schon nach drei Minuten köpfte der Wolfsburger Mario Mandzukic eine Flanke zur kroatischen Führung ein. Nach 19 Minuten konnte Irland zwar durch Innenverteidiger St. Leger ausgleichen, aber bei den weiteren Gegentreffern der Kroaten nach bizarren Abwehrfehlern kurz vor und nach der Pause sahen die irischen Spieler so alt aus wie ihr Trainer ist – Trapattoni ist mit 73 Jahren der älteste Trainer, der je eine Mannschaft bei einer EM trainiert hat. Und Irlands nächster Gegner ist Titelverteidiger Spanien.