piwik no script img

brief des tages

Interview mit Behindertenexpertin

„Wir sind doch alle irgendwie behindert“, taz vom 28. 5. 22

Nein, es stimmt einfach nicht, dass „wir alle irgendwie behindert sind“. Menschen mit Behinderung müssen sich tagtäglich in behindertenfeindlichen Strukturen mit Diskriminierungen auseinandersetzen. Wenn man sagt, dass dies alle Menschen betrifft, kehrt man diese Erfahrungen von Menschen mit Behinderung einfach unter den Teppich. Warum wurde keine behinderte Person angefragt? Es gibt genügend Organisationen der Selbstvertretung. Eine Person die mit oder für Menschen mit Behinderung arbeitet ist keine „Behinderten-Expertin“. Alleine schon diese Bezeichnung. Was soll das? Die Interviewte fühlt sich „inspiriert“, behinderte Menschen sind aber nicht dafür da, andere zu inspirieren. Ich bin wirklich geschockt, dass sich scheinbar niemand in der Redaktion mit der Thematik beschäftigt hat. Obwohl die Interviewte das Problem der Fremdbestimmung anspricht, kommt niemand darauf, dass das gerade wieder passiert: Statt MIT behinderten Menschen zu reden, wird wieder einmal nur ÜBER sie gesprochen.

Carolin Gravel, Köln

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen