brief des tages
:

Andy Fletcher tot

„Kaltes Bier und kühle Synthies“, taz vom 27. 5. 22

In diese schlimme Zeit, in der sich das ­Gefühl verstärkt, dass die aktuellen schweren ­Krisen nicht gut ausgehen werden, platzte eine Todesnachricht, die mich sehr betroffen macht. Andrew Fletcher, Gründungsmitglied von Depeche Mode, lebt nicht mehr. In den vergangenen Jahren sind einige meiner musikalischen Helden verstorben. Aber keine Todesnachricht hat mich mehr schockiert als die des mit mir gleichaltrigen Fletcher. Wieder einmal verlässt ein Guter viel zu früh diese Erde. Bei ­Depeche Mode muss man nicht ständig betonen, dass man deren Musik mag. Die Band ist innerhalb der vergangenen 40 Jahre quasi zum Familienmitglied geworden. Obwohl Andy Fletcher in einer der berühmtesten Popbands aller Zeiten spielte, blieben ihm Starallüren stets fremd. Er agierte lieber im Hintergrund und war als begnadeter Organisator für die Band äußerst wertvoll. Fletcher war die gute Seele und hatte ein Herz aus Gold. Er war der gute Kumpel, der das „Versöhnungsbier“ organisierte. Die mit Spaltern reich gesegnete Erde ist um einen Versöhner ärmer geworden.

Alfred Kastner, Weiden