Scharon kritisiert Gaza-Proteste

Der israelische Regierungschef spricht von einer Gefahr für die Demokratie

JERUSALEM rtr ■ Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon hat die Proteste ultrakonservativer Juden gegen den geplanten Abzug aus dem Gaza-Streifen scharf kritisiert. Das „wilde Verhalten“ sei eine Gefahr für die israelische Demokratie und werde unterbunden, sagte Scharon gestern in Jerusalem.

Am Tag zuvor hatten zehntausende Israelis gegen den Abzug aus dem Gaza-Streifen demonstriert. Bereits am Sonntag war es zu Auseinandersetzungen zwischen jüdischen Siedlern und Soldaten gekommen, als leer stehende Häuser im Gaza-Streifen abgerissen wurden. Die Rangeleien nährten die Befürchtungen vor Gewaltausbrüchen bei dem für Mitte August vorgesehenen Abzug Israels aus der Region.

Scharon sagte, die Protestierenden seien Gesetzesbrecher. „Diese Minderheiten stehen nicht für die Mehrzahl der Siedler.“ Die Behörden würden die notwendigen Maßnahmen treffen, um die Aktionen der Ultrakonservativen zu stoppen.

Der Ministerpräsident bekräftigte, dass der Abzug der beste Weg in eine sichere Zukunft des Landes sei. Er betonte, dass das Ziel eines sicheren jüdischen Staates auch mit dem Ziehen „realistischer Grenzen“ zusammenhänge. „Es ist offensichtlich, dass wir nicht in jedem Gebiet eine jüdische Mehrheit sicherstellen können“, sagte er unter Verweis auf den Gaza-Streifen und das Westjordanland. Diese Landstriche hatte Israel während des Nahostkrieges 1967 besetzt. Nach den Plänen der Regierung sollen Mitte August alle 21 Siedlungen im Gaza-Streifen und vier der 120 Siedlungen im Westjordanland geräumt werden. Die Organisatoren der Proteste sagten Demonstrationen von Hunderttausenden voraus.