Neuer Streit über 9-Euro-Ticket

Bayern droht, Verbraucherschützer plädieren für Verschiebung

Bayern droht im Bundesrat mit einer Blockade bei der anstehenden Abstimmung zum 9-Euro-Monatsticket. „Wenn der Bund glaubt, er könne sich auf dem Rücken der Länder für ein dreimonatiges Trostpflaster beklatschen lassen und andere sollen dafür die Rechnung zahlen, dann hat er sich gewaltig getäuscht“, sagte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) der Deutschen Presse-Agentur. Sofern der Bund die Kosten für das Ticket nicht voll ausgleiche und nicht wie im Koalitionsvertrag versprochen die Regionalisierungsmittel deutlich erhöhe, werde er im Bundesrat gegen eine Mauer laufen.

Die Sondertickets sollen im Juni, Juli und August bundesweit Fahrten im Nah- und Regionalverkehr ermöglichen, für jeweils 9 Euro im Monat. Sie sind Teil des Entlastungspakets der Ampelkoalition wegen der hohen Energiepreise. Der Bund finanziert es, indem er den Ländern 2,5 Milliarden Euro zum Ausgleich von Einnahmeausfällen gibt. Bei der Deutschen Bahn können Ver­brau­che­r:in­nen das sogenannte 9-Euro-Monatsticket ab dem 23. Mai kaufen – vorausgesetzt Bundestag und Bundesrat stimmen dem Vorhaben in dieser Woche zu.

Auch von Ver­brau­cher­schüt­ze­r:in­nen kommt weiter Kritik. Marion Jungbluth vom Verbraucherzentrale Bundesverband riet mit Blick auf einen wohl erst später wirkenden Einfuhrstopp für Öl aus Russland dazu, den Zeitplan zu überdenken. „Eine Verschiebung wäre deshalb sinnvoll. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Entlastungen durch das 9-Euro-Ticket und den Tankrabatt genau dann auslaufen, wenn die Kraftstoffpreise durch das Embargo durch die Decke schießen.“ Verkehrsunternehmen könnten zudem frühestens zum Herbst das Angebot erhöhen und den Takt verdichten. Sie warnte, gerade im Sommer könnten fehlende Kapazitäten zu Engpässen führen, wenn Ausflugsfahrten vom Auto auf Busse und Bahnen verlagert würden. „Das Schnupperangebot könnte also zum Abschreckungsangebot werden.“ (dpa)