VORMERKEN
: Russischer Futurismus

So alle paar Jahre braucht man doch auch eine Zeitenwende, und um der ein wenig über die Schwelle zu helfen, braucht man dazu das passende Manifest, in dem notiert wird, dass ab jetzt alles anders wird. Was hinterher dann auch die Datierungsfragen einfacher macht. Vor hundert Jahren ist so mit „Eine Ohrfeige dem öffentlichen Geschmack“ ein Manifest der russischen Futuristen erschienen, das zur Befreiung der Kunst aus den Gesetzen der Konvention aufrief. Was für die Dichter zum Beispiel hieß, statt auf so einen bürgerlichen Plunder wie eine korrekte Interpunktion lieber auf phonetische Experimente zu achten und neuen Wörtern eine Chance zu geben. Wie sich das anhört, lässt sich morgen am Donnerstag mit so ein paar poetischen Ohrfeigen von Wladimir Majakowski, Welimir Chlebnikow und auch Wassily Kandinsky im Ausland erleben, präsentiert von Sergej Birjukov und Valeri Scherstjanoi, die im zweiten Teil dieser Futurismus-Huldigung eigene Experimente lesen werden. TM

■ 100 Jahre Futurismus: Ausland, Lychener Straße 60. Donnerstag, 21 Uhr