wortwechsel: Was stoppt diesen Krieg? Verhandlungen mit Putin?
Ist es wünschenswert, aber illusorisch, mit Putin kompromissbereit verhandeln zu wollen? Wohin führt die gigantische US-Aufrüstung? Zur „Vernichtung“ Russlands – und Europas?
„Verhandeln statt Waffen liefern: Mit Putin reden. Waffenlieferungen werden den Krieg in der Ukraine nur verlängern. Um ihn zu beenden, sind Verhandlungen nötig – und ein Deal mit Russland“,
taz vom 5. 5. 22
Leid verhindern? Wie?
Liebe taz, lieber Herr Bausch, danke für diesen Text! Das macht die taz aus: Dass man nicht nur das lesen muss, was man überall liest. Der Text von Herrn Bausch dürfte näher an der Realität sein als viele Aussagen von Amateur-FeldherrInnen in Politik und Medien. Wir werden, um den Ukrainekrieg zu einem Ende zu bringen, in einen sauren Apfel beißen müssen – fragt sich nur, wie groß der sein wird. Es hat schon mehr als genug Leid gegeben – man kann aber verhindern, dass noch viel mehr Leid geschieht.
Sylvia Dennerle, Aschaffenburg
Die Forderung, mit Putin zu reden, halte ich für nicht erfüllbar. Selenski wird keine Chance haben, in dem durch den Krieg aufgewühlten und vom Hass gegen die Russen erfüllten Volk eine Mehrheit für irgendwelche Zugeständnisse zu finden. Aber es wäre sowieso ein nutzloses Unterfangen, denn Putin wird sich nie auf Verhandlungen einlassen, er kann nicht auf halbem Weg stehenbleiben.
Peter Bläsing, Bonn
Ist es wirklich ausgemacht, dass die leidende ukrainische Zivilbevölkerung (auch Mütter, Kinder, Alte) einen Kompromiss ausschließen würde? Wenn ich Johnson und Lindner vom Siegen sprechen höre und von immer neuen Verkündigungen zu amerikanischen Rüstungskrediten lese, frage ich mich, wohin das führen soll. Joan Manuel
Liebe taz-Redaktion, lieber Herr Bausch, endlich wird in der Debatte um den Angriffskrieg Putins das Dilemma der Situation deutlich und ausführlich dargelegt. Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar. Es steckt in der Natur des Dilemmas, dass – welche Entscheidung ich auch treffe – negative Folgen eintreten werden. Ja, der Krieg ist fürchterlich und er ist nicht zu gewinnen. Er zerstört, kostet Menschenleben und muss unbedingt aufhören. Eine Ausweitung auf einen 3. Weltkrieg und die Gefahr eines Atomkrieges ist gegenwärtig.
Diese Option macht uns in der Tat erpressbar. Es wurden, wie im Beitrag auch erwähnt, schon Atombomben in Kriegen eingesetzt. Da darf ich auch Angst haben ohne als Feigling oder Egoistin dazustehen. Deshalb ist verhandeln die einzige Option! Helfen bis zur Selbstzerstörung kann nicht das Ziel sein.
Angelika Thieme-Eitel, Berlin
Es ist eher destruktiv, auf das westliche Desinteresse an Tschetschenien, dem Jemen und Syrien zu verweisen.
Die Ukraine ist uns nun mal näher, die Auswirkungen sind stärker, es geht aus europäischer Sicht dabei einfach auch um Sicherheitsfragen, Wirtschaftsfragen. Es ist legitim und notwendig, sich jetzt anders zu verhalten. Die Gefahr des Atomwaffeneinsatzes kann kein Gegenargument sein, denn damit kann immer gedroht werden. Und dann wären wir immer erpressbar.
Benedikt Bräutigam
Und taz.de schreibt …
Die Leute sollen doch gleich schreiben, dass die Ukraine und der Westen Russlands Bedingungen akzeptieren sollen. Denn genau das versteht Putin unter verhandeln. H3H3YO
Hört Putin doch einfach mal zu! Der will nicht Sicherheit maximieren, der will Großrussland. Machiavelli
Der US-Verteidigungsminister Austin will, dass Russland nie wieder ein Bein auf den Boden bekommt. Einige wollten das damals nach 1945 für Deutschland auch. Ulrich Haussmann
Ich wünschte mir die klare Stellungnahme dieses Artikels von maßgeblicher politischer Seite. Aber wie schafft man es und wer schafft es, Putin an den Verhandlungstisch zu bringen? Georg Seider
Endlich druckt die taz auch solche Texte zum Krieg in der Ukraine. Es fällt auf, dass die Kritiker*innen solcher Aufrufe zu Verhandlungen die Gefahr der Atomwaffen kaum oder überhaupt nicht erwähnen, die vorangegangenen völkerrechtswidrigen Kriegsverbrechen des Westens ignorieren, und Verhandlungen nicht den Hauch einer Chance zubilligen können, sondern sie von vornherein als aussichtslos abtun. Britta Martini
Ich wohne in der Nähe des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr. Von den Amerikanern ist jetzt bestätigt worden, dass ukrainische Soldaten an schwerer Artillerie ausgebildet werden. Gestern war ein Konvoi polnischer Militärfahrzeuge mit schwerem Gerät Richtung Osten unterwegs. Was sonst noch passiert, ist ja Militärgeheimnis.
Ich verstehe die besorgte Haltung mancher Kommentatoren nicht, dass die Ukraine zu wenig schwere Waffen bekommt. Die USA sorgen schon dafür. Brigitte Frank
Die Situation immer weiter anzuheizen, anstatt zumindest zu versuchen, zu deeskalieren, hinterlässt Grosny, hinterlässt Aleppo, hinterlässt den Jemen. Und ernsthaft: Man kann doch nicht nonchalant mit der Gefahr eines Atomkriegs umgehen! Die Bomben werden nämlich nicht umweltverträglich auf Lastenfahrrädern angeliefert. Jürgen Schmidt
Selenski hat schon einmal die Neutralität der Ukraine angeboten. Zurzeit haben aber die Krieger das sagen.
Hans Jürgen Langmann
Die nun sattsam bekannte Forderung, man müsse einfach mit Putin verhandeln, erinnert in ihrer Weltfremdheit allmählich an den alten Witz aus der Titanic, das Hungerproblem der Welt sei gelöst, wenn alle mehr essen würden. Jan Schubert
Ich halte die Aussage von Harald Welzer übrigens für absolut richtig, dass es in diesem Krieg zwei sehr unterschiedliche Sichtweisen gibt: die der direkt Betroffenen und die der Solidarischen, die bei allen Maßnahmen auch ihre eigenen Interessen beachten müssen. Rolf B. auf taz.de
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