Schlange im Gesicht

Die Schau „The Nature of Skin“ in der Barlach Halle K

Schön sieht das nicht gerade aus, doch was ist das? Schrumpelige, lappige Haut windet sich wulstartig um eine Öffnung. „Foreskin“ (Vorhaut) heißt die Arbeit von Steffen Matthes, der damit den dritten Preis beim Fotowettbewerb „The nature of skin“ gewonnen hat.

Um welchen Körperteil sich die Haut wellt und dellt, Poren und Pigmentauswüchse bildet, das ist nicht immer sofort erkennbar auf den rund 100 Fotos, die derzeit in der Barlach Halle K im Kunsthaus zu sehen sind. Mehr als 200 Fotografen hatten sich am Wettbewerb beteiligt, den der Hamburger Dermatologe Volker Steinkraus zum zweiten Mal ausgerufen hat. Sieger wurde der Düsseldorfer Fotograf Martin Klimas mit seinem dreiteiligen Porträt einer alten Frau. Von Kopf bis zu den Waden zeigt er in zarten Farben die Spuren des Alters.

Falten sind ein ständig wiederkehrendes Thema in dieser Schau. „Die Haut ist das Tiefste beim Menschen“: Dieses Zitat von Paul Valerie schwebt über den Bildern – und ist ein wenig zu hoch gehängt: In die Tiefe, in die Natur der Haut, wie der Titel suggeriert, dringt kaum ein Foto. Es dominieren Abbildungen von sommersprossigen Kindern, Menschen mit Ekzemen, Wunden und Verbrennungen, Frauen mit Schwangerschaftsstreifen oder Markierungen zur Strahlentherapie. Diese Fotos betonen die Verletzlichkeit der Haut, andere ihre Gestaltbarkeit in Form von Tätowierungen, Körperbemalungen und Make-up. Und natürlich fasziniert auch die pure, glatte Haut von Babys und jungen Mädchen – was auch mal ins Schwül-Erotische abgleitet.

Das Schönheitsideal der glatten Haut verleitet einige Fotografen auch zu hoch artifiziellen Interpretationen. Wenn sich eine künstliche Schlangenhaut auf der Wange einer schönen Frau ausbreitet, sieht das nicht bedrohlich aus – dazu ist alles viel zu perfekt gestaltet.

Am meisten überzeugen aber nicht digitale Verfremdungen oder Ästhetisierungen, sondern die auf Humor setzenden Arbeiten. So schockt Michael Hagedorn völlig ohne Tricks mit einem grotesk unproportionierten Baby. Dass dessen Kopf so winzig im Vergleich zu den riesigen Schenkeln und Waden aussieht, liegt nur an der geschickt gewählten Perspektive: Das Baby sitzt so auf dem Schoß der Mutter, dass deren Gesicht vollständig vom Kopf des Kindes verdeckt wird. Karin Liebe

Di–So 11–18 Uhr, Barlach Halle K, Klosterwall 15, bis 10.7.