Azubis staatsgetragen

Gemeinsam mit privaten Arbeitgebern macht Bremen Azubis „geländegängig“ für die freie Wirtschaft

Bremen taz ■ Auch in diesem Jahr bildet der Öffentliche Dienst in Bremen weit über den eigenen Bedarf aus: Von insgesamt 480 Ausbildungsplätzen sind 122 zusätzlich geschaffen. Auf 60 solcher Ausbildungsplätze können junge Menschen sich derzeit noch bewerben. „Die Ausschreibung dafür kommt“, bestätigte gestern auf einer Pressekonferenz Finanzsenator Ulrich Nußbaum. Der Ausbildungstarif freilich liegt unter dem des Öffentlichen Dienstes, Träger der Maßnahme ist die Ausbildungsgesellschaft Bremen.

Damit die halbstaatlichen Überhangazubis am Ende ihrer Ausbildung bei der Stellensuche dennoch gute Chancen haben, geht Bremen einen besonderen Weg: Der Öffentliche Dienst sucht Verbundpartner in der freien Wirtschaft. Bislang gibt es 35 Privatunternehmen, bei denen 45 Azubis untergekommen sind. Allerdings „gibt es noch ein Potenzial, das wir erschließen wollen“, wirbt Finanzstaatsrat Henning Lühr. Die Unternehmen könnten gewinnen: Bremens Finanzsenator zahlt für das erste und zweite Ausbildungsjahr – und übernimmt damit Ausbildungsverantwortung, zumal der Bedarf an echten Azubis in Bremens Öffentlichem Dienst stetig sinkt. Das dritte Ausbildungsjahr aber zahlt die Firma, bei der sich die public-private Azubis als „geländegängig im privaten Sektor“ beweisen sollen. Das zähle mehr als eine Ausbildung im Öffentlichen Dienst allein. Allerdings liege die Verantwortung für eine Anschlussstelle bei den Azubis selbst, sagen die Verantwortlichen vorsichtig nur: „Es läuft zunehmend besser.“

Ganz rund läuft es aber nicht. Mimoun Kabbouch beispielsweise, angehender Restaurantfachmann, ausgebildet im Rathaus und im Maritim-Hotel, sieht zwar in seiner roten Dienstlivree tadellos aus. Aber dass er übernommen würde, glaubt er nicht. Trotzdem sieht er die Verbundausbildung als Chance. Wie auch die beiden angehenden Gärtnerinnen, die demnächst Stadtgrün verlassen müssen: „Es war schon gut, den Ausbildungsplatz zu haben.“ ede