Im Franziskanergarten
: Babylonisches Sprachwirrwarr und Höflichkeitsbesuche

Nicht nur auf bayerischen Bierkrügen sind Franziskaner zu Hause, auch im Johannesstift in der Wollankstraße in Spandau kann man sie antreffen. Dass in dem Sommergarten hinter dem Klostergebäude 40 Ordensleute vor einem riesigen Topf Schlange stehen und dabei in ein geradezu babylonisches Sprachenwirrwarr verfallen, hat nichts mit dem heißen Sommer zu tun. Wie jedes Jahr treffen sich Franziskanermönche aus aller Welt zu der erweiterten Mitgliederversammlung, reden über die Zukunft und treffen Politiker.

Das Büro der Missionszentrale ist zuständig für die Lobbyarbeit im Bundestag. „Aber statt Druck auszuüben verstehen wir uns eher als Anlaufstelle für Informationen für Abgeordnete“, sagt Pater Norbert Plogmann, der Vizepräsident der Missionszentrale. Heute werden sie Kanzler Schröder einen „Höflichkeitsbesuch“ abstatten. SPD und die Mönche stehen sich näher, als man denken könnte. „Wir haben wie fast immer versucht, einen Termin mit der CDU zu bekommen. Aber das hat auch dieses Mal nicht geklappt“, so Plogmann.

Vielleicht liegt es daran, dass die Franziskaner sich nicht unbedingt der vatikanischen Politik verbunden fühlen. Sie informieren über Kondome in Afrika, ihre Missionsarbeit ist nicht auf das reine Bekehren beschränkt. „Wir unterhalten auch gute Beziehungen zu anderen Kirchen und Religionen, die nicht offiziell unterstützt werden, wie etwa mit den russischen Orthodoxen.“

Auf die Frage, wieso keine Franziskanerinnen an dieser Versammlung teilnehmen, lächelt Pater Plogmann und meint: „Es gibt inzwischen 400 Frauengemeinschaften, die viele Projekte unterhalten. Wir können es uns nicht erlauben, sie auszuschließen.“ Aber an diesem Treffen durften sie eben noch nicht teilnehmen. Luc Caregari