: Annyong haseyo, Berlin
„Guten Tag, Berlin“, sagen im September die Koreaner. Bei den 5. Asien-Pazifik-Wochen ist Korea das Partnerland. Berlin präsentiert sich bei der 14-tägigen Veranstaltung als Standort für Life Sciences
VON ADRIENNE WOLTERSDORF
Was Herr Hwang Woo Suk so in seinen Petrischalen züchtet, werden die Berliner nicht zu sehen bekommen. Der südkoreanische Stammzellenforscher, der kürzlich mit Klon-Sensationen weltweit Schlagzeilen machte, hat die Einladung nach Berlin nur unter der Bedingung angenommen, dass er ausschließlich mit Fachkollegen debattieren muss. Konfrontation ist traditionell nicht das Ziel der Berliner Asien-Pazifik-Wochen (APW), deren Programm gestern vorgestellt wurde. Vielmehr versteht sich die 14-tägige Veranstaltung als Schaufenster, durch das sich die Repräsentanten Berlins und der 20 asiatischen Partnerländer begucken können.
Hatte sich 2003 Indien in Berlin präsentiert, so stellt sich in diesem September Südkorea vor. Die Bundesregierung, betont Rainer Seider, Koordinator der Asien-Pazifik-Wochen in der Senatskanzlei, nehme die Veranstaltung mittlerweile „sehr ernst“ – was unter anderem die Tatsache belege, dass Bundespräsident Horst Köhler den Veranstaltungsreigen mit rund 200 Konferenzen, Seminaren, Tagungen und zahlreichen Kulturevents höchstpersönlich eröffnen wird.
Südkorea, flächenmäßig gerade so groß wie Bayern und Sachsen zusammen, ist als Hochtechnologieland mittlerweile Deutschlands sechstwichtigster Handelspartner. Das Land mit 47 Millionen Einwohnern ist zum Beispiel Weltspitze im Schiffsbau, führend in der Stahlproduktion, drittgrößter Hersteller von Handys und außerdem bald Flachbildschirmproduzent Nummer eins. Bei den Wirtschaftsbeziehungen brummt es mit 6,4 Milliarden Euro deutscher Direktinvestitionen in Korea. Dennoch „müssen wir mehr tun für unser Image in Asien“, mahnt Friedolin Strack, Koordinator des Asien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft (APA).
Berlin nimmt selbstbewusst für sich in Anspruch, mit den Asien-Pazifik-Wochen mittlerweile Europas wichtigste Plattform für den Dialog mit Asiaten zu sein. Besonders stolz sei man darauf, so Seider, in diesem Jahr auch auf kommunaler Ebene mithalten zu können. Denn erstmals soll es während der APW ein umfangreiches Life-Sciences-Programm geben, bei dem sich die „Hot Spots der Berliner Life Science“ Forschungsstandorten in Asien wie Seoul, Kobe und Singapur vorstellen werden. Koordiniert von der Technologiestiftung Berlin (TSB), finden u. a. ein Matchmaking-Event, ein Besuch im Herzzentrum Berlin sowie Tagungen zu Medizintechnik, Telemedizin und Stammzellenforschung statt.
Obwohl Wirtschaftsstaatssekretär Volkmar Strauch darauf hinwies, dass neben Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur auch die Politik Platz im Programm der APW finde, gibt es im Programm – wie in den Jahren zuvor – keinen Platz für kritische Auseinandersetzung mit den teils autoritären Regierungen einiger asiatischer Partnerländer. Lediglich Produktpiraterie in der Volksrepublik China wird thematisiert. Ansonsten bringe in Fragen der Menschenrechtsproblematik „das persönliche Gespräch viel mehr als das Plakative“, erklärte Strauch die Berliner Herangehensweise.
Die Diktatur Nordkorea, auf den APW selbstverständlich nicht vertreten, wird allerdings diskutiert. Eine Studientagung zur möglichen Wiedervereinigung der beiden Koreas wird auch nach den deutschen Erfahrungen und der Rolle der Zivilgesellschaft fragen. Koreawissen ist in Berlin jedenfalls nicht übermäßig präsent: Die Humboldt-Uni beendete das Angebot für Koreanistik 2002, und die Freie Universität hat ihres noch immer nicht zu einem eigenen Studiengang ausgebaut.
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