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Manchester-City-Torjäger Kevin De BruyneAuf einem anderen Level

Mittelfeldspieler Kevin De Bruyne zeigt bei Manchester City Torjägerqualitäten. Seine gute Verfassung könnte gegen Real Madrid ausschlaggebend sein.

In bedrängter Lage: Kevin de Bruyne beim Schussversuch gegen Brighton und Hove Albion Foto: Craig Brough/reuters

Manchester taz | Vom guten Auftritt Kevin De Bruynes nahm kaum einer Notiz. Die Schlagzeilen der „back pages“, der Sportseiten am hinteren Ende der englischen Zeitungen, gehörten Gabriel Jesus nach Manchester Citys 5:1-Erfolg am Wochenende gegen den FC Watford. Der Angreifer hatte es mit vier Toren fast alleine zu verantworten, dass Englands Meister und Tabellenführer den Vorsprung von einem Punkt auf Verfolger FC Liverpool wahrte und eine gelungene Generalprobe für das Halbfinal-Hinspiel der Champions League an diesem Dienstag gegen Real Madrid feierte.

Über De Bruyne wurden keine Titelzeilen gedichtet, dabei hatte auch er einen nicht geringen Beitrag zum klaren Erfolg geleistet. Er bereitete zwei Jesus-Treffer vor, das erste davon per zielgenauer Flanke von der rechten Seite, das zweite mit eine hübschen Doppelpass. Nach einer knappen Stunde wurde De Bruyne ausgewechselt. „Auch wenn man es ihm nicht ansieht, er spielt mit einigen störenden Wehwehchen im Knöchel, wegen der Tritte, die er abbekommt“, sagte Trainer Pep Guardiola.

De Bruyne, 30, wird noch dringend gebraucht bei Manchester City in der Schlussphase der Saison, in der die Mannschaft die englische Meisterschaft gegen Liverpool verteidigen muss und den lang ersehnten ersten Erfolg der Vereinsgeschichte in der Champions League anstrebt. Der ehemalige Bremer und Wolfsburger befindet sich in überragender Form und ist ein Schlüsselspieler in der vor allem in der Offensive luxuriös ausgestatteten Guardiola-Auswahl.

In der Premier League steht De Bruyne seit Jahreswechsel bei sechs Toren, unter anderem traf er doppelt gegen den abgestürzten Stadtrivalen Manchester United und schoss ein Tor beim wilden 2:2 im Topspiel gegen Liverpool vor zweieinhalb Wochen. In der Champions League bedeutete sein Treffer den Unterschied in der umkämpften Angelegenheit gegen Atlético Madrid im Viertelfinale. Er traf zum 1:0-Siegtreffer im Hinspiel, das Rückspiel endete torlos.

Rat von Trainer Guardiola

Es ist neu, dass De Bruyne (auch) an Toren gemessen wird, denn eigentlich gilt er als König der Vorbereiter. In der Saison 2019/2020 stellte er Thierry Henrys Rekord für die meisten Vorlagen in einer Spielzeit (20) in der Premier League ein. Allerdings hat Manchester City keinen klassischen Torjäger. Das erklärt das große Interesse an Erling Haaland von Borussia Dortmund. Im himmelblauen Ensemble müssen alle Offensivspieler auch im Abschluss stark sein. Auf Anraten seines Trainers hat De Bruy­ne in dieser Disziplin an sich gearbeitet: „Ich mag, dass er ein Spieler ist, der nicht nur viele Vorlagen gibt, sondern auch oft trifft. Ich habe ihm gesagt, dass er mehr Tore schießen muss, um ein anderes Level zu erreichen“, berichtete Guardiola nach dem Liverpool-Spiel.

Er ist ein besonderer Spieler und Mensch

Trainer Pep Guardiola über Kevin De Bruyne

Im Mittelpunkt sorgenvoller Debatten steht immer wieder De Bruy­nes Gesundheitszustand. Bei der 0:1-Niederlage im Finale der Champions League gegen den FC Chelsea im vergangenen Jahr krachte er mit Antonio Rüdiger zusammen und erlitt einen Nasenbein- und Augenhöhlen-Bruch. Unter Tränen musste er in der 48. Minute ausgewechselt werden und konnte sich an die Partie hinterher nicht erinnern. Bei der Europameisterschaft vergangenes Jahr verletzte er sich in Belgiens Achtelfinale gegen Portugal am Knöchel und ließ sich für das Viertelfinale gegen Italien fit spritzen – ein Fehler, wie De Bruyne später gestand. Der Start in die neue Saison lief dementsprechend schwierig. Im November infizierte er sich zudem noch mit dem Coronavirus.

Es gab schon Befürchtungen, De Bruyne, der 2015 für die damalige Bundesliga-Rekordsumme von 75 Millionen Euro aus Wolfsburg kam, hätte seine beste Zeit in Manchester hinter sich. Doch seit Anfang des Jahres ist er in herausragender Verfassung. „Er ist ein besonderer Spieler und Mensch. Wenn er fit und mental glücklich ist und sein Potenzial ausschöpfen kann, ist er auf dieser Position nicht zu stoppen“, sagt Trainer Guardiola.

Bei der Wahl zum Fußballer des Jahres in England macht De Bruyne plötzlich wieder Mohamed Salah vom FC Liverpool Konkurrenz, der lange als klarer Favorit für die Ehrung galt. Wichtiger als persönliche Trophäen sind De Bruyne aber Titel mit Manchester City. Seinen Beitrag dazu will er gleich am Dienstag gegen Real Madrid leisten. Falls er seine größere Treffsicherheit unter Beweis stellen kann, gehören ihm auch wieder die großen Schlagzeilen.

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