„Frauen sind nicht friedlicher“

Margo Okazawa-Rey ist eine von 20 regionalen Koordinatorinnen des Friedensnobelpreis-Projektes

taz: Frau Okazawa-Rey, warum werden nur Frauen nominiert? Glauben Sie die alte Mär, dass Frauen friedlicher seien als Männer?

Margo Okazawa-Rey: Nein, Frauen sind bestimmt nicht friedlicher. Aber überall auf der Welt, besonders da, wo die Lebensbedingungen sehr hart sind, sorgen sie für das Überleben der Familien und der Gemeinschaften. Durch ihre Arbeit wird die Gesellschaft zusammengehalten. Die Umstände zwingen sie dazu, dies zu tun, während Kriege fast ausschließlich von Männern und männlichen Jugendlichen geführt werden. Zudem haben bisher fast nur Männer den Friedensnobelpreis erhalten. Es geht uns also auch darum, zu dokumentieren, welche Friedensarbeit Frauen global leisten.

Ist der Friedensnobelpreis nicht eine Institution, die das falsche traditionelle Denken fördert, Individuen könnten Frieden schaffen?

Ja, das ist ein ganz wichtiger Punkt: Frieden und Sicherheit kann niemand alleine schaffen, da steckt immer die Anstrengung von Gruppen dahinter. Der einsame friedensschaffende Held und Superstar – das ist ein nicht nachhaltiges maskulines Modell. Das wollen wir dekonstruieren.

Ein Preis für 1.000 Frauen. Das macht bei einer Million Dollar gerade mal tausend Dollar pro Frau.

In verarmten Regionen kann das aber eine Menge Geld sein. Aber die Idee unseres Projektes ist nicht, das Preisgeld zu bekommen, um es unter tausend Frauen aufzuteilen. Das Geld sollte der ganzen Gruppe zugute kommen. Jede nominierte Frau ist damit einverstanden, dass sie das Preisgeld nicht privat einsteckt. Unsere Hoffnung ist, dass Preisgeld, und Dokumentation über das Jahr 2005 hinaus zu etwas Dauerhaftem führen.

Woran ist hier gedacht, an eine globale Zukunftswerkstatt, eine Friedensakademie, ein Frauensicherheitsrat?

Das sind alles Möglichkeiten. Aber wir wollen die Diskussion darüber so demokratisch wie möglich führen. Eine endgültige Entscheidung können wir nicht ohne die Beteiligung der tausend Frauen fällen. Wir sollten unsere Fantasie spielen lassen und etwas Neues und Aufregendes organisieren. Nicht eine einmalige Konferenz, sondern ein arbeitendes Netzwerk für Aktionen und Recherche, das an verschiedenen Stellen der Welt koordiniert wird. INTERVIEW: USCHE